Berlin (dapd). Ursula Karven, Barbara Becker oder Jennifer Aniston: Viele Promis schwören auf Yoga. Die indische Lebensphilosophie mit ihren körperlichen und geistigen Übungen ist in den letzten zehn Jahren fast schon zum Volkssport geworden. Auch immer mehr Schwangere entscheiden sich für Geburtsvorbereitungskurse, die sich der Grundlagen des Yogas bedienen: "Schwangerenyoga kann durch seine intensive Körperarbeit auf einer anderen Ebene auf die Geburt vorbereiten", sagt Katja Stricker, Hebamme und Yogalehrerin aus Berlin.

Während klassische Geburtsvorbereitungskurse meistens nur sechs bis acht Abende oder ein Wochenende dauern, sollte Schwangerenyoga eher als eine fortwährende Schwangerschaftsbegleitung genutzt werden, sagt Stricker. "Ideal ist es, bereits im vierten Monat mit dem Yoga anzufangen und die Übungen während der ganzen Schwangerschaft fortzusetzen." Kurse finden meist einmal wöchentlich für 60 bis 90 Minuten statt.

"Eine Schwangerschaft bedeutet eine Phase des Wandels", erklärt die Berliner Yogalehrerin, "nicht nur der Bauch wächst, das ganze Leben einer schwangeren Frau ändert sich mit der Geburt eines Kindes." Die kräftigenden und entspannenden Yogaübungen helfen den Frauen, diese Veränderungen bewusst und intensiv wahrzunehmen: "Yoga ist eine Körperarbeit, verbunden mit tiefem gleichmäßigem Atem, die dabei hilft, die Herausforderungen einer Schwangerschaft mit Kraft und Gelassenheit anzunehmen." Ein Ersatz für die klassische Geburtsvorbereitung sind die Yogakurse eher nicht: "Wer wirklich Theorie lernen und besprechen möchte, sollte noch zusätzlich in die ganz normale Geburtsvorbereitung gehen."

Die Grundlage des Yogas ist eine spezielle Atemtechnik. Während der Übungen, die aus körperlichen Bewegungs- und Ruhemomenten bestehen, soll die Atmung möglichst tief und gleichmäßig erfolgen. Das mindert nicht nur die Gefahr von Verspannungen, sondern schult gleichzeitig die innere Wahrnehmung: "Mit der richtigen Atmung können Körper, Geist und Seele tief entspannen", erklärt Stricker. Diesem Ziel trägt auch der Aufbau eines Kurses Rechnung mit dem Wechsel aus Meditations-, Atem- und Körperübungen. Auf Entspannung folgt Kräftigung, auf Kräftigung Entspannung. "Manche Angebote betonen auch mehr den körperlichen Aspekt, zum Beispiel werden die Beinmuskeln durch fordernde 'Krieger-Positionen' gestärkt", erklärt die Yogalehrerin. "Andere Kurse sind eher sanfter ausgerichtet, zum Beispiel durch meditatives Singen von Mantras."

Nicht ohne Grund werden Yogakurse, auch in der Schwangerschaft, als Vorsorgemaßnahme von vielen Krankenkassen bezahlt oder bezuschusst. "Yoga wirkt zum Beispiel Schlafstörungen, nervöser Unruhe oder Ängsten entgegen, beugt Krampfadern und Wassereinlagerungen vor", sagt Stricker. Zudem werde gezielt der Beckenboden gestärkt, Verspannungen in Rücken und Schultergürtel, unter denen Schwangere häufig leiden, würden gelöst und die Muskulatur des ganzen Körper gekräftigt. "Frauen lernen im Yoga einen guten Stand und werden beweglicher, insbesondere im Bereich des Beckens. Das kann sehr förderlich für die Geburt sein."

Auch die erlernten Entspannungstechniken und Atemübungen wirkten im Kreissaal entlastend: "In Wehenpausen können Frauen mit Yogaerfahrung besser abschalten und Kraft tanken, sie sind aber auch eher in der Lage, in fordernden Situationen gleichmäßig weiterzuatmen." Gerade die tiefe, regelmäßige Atmung unter einer Geburt gewährleiste, dass das Baby optimal mit Sauerstoff versorgt wird - und so weniger Stress habe, sagt Katja Stricker: "Es ist nicht einfach, sich auf eine Geburt mit Hingabe und Zuversicht einzulassen, aber Yoga kann entscheidend dazu beitragen."

dapd