München. Die Folgen einer Chlamydien-Infektion bei Frauen können enorm sein: Entzündungen, Eileiterschwangerschaft und Unfruchtbarkeit. Häufig bleibt die Infektion unerkannt. Daher soll jetzt die Altersgrenze für das Früherkennungsprogramm ausgeweitet werden.

Das Früherkennungsprogramm der Chlamydien-Infektion sollte für alle Frauen auf eine Altersgrenze bis 34 Jahren ausgeweitet werden. Dafür spricht sich die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) nachdrücklich aus. Derzeit liegt die Altersgrenze bei 25 Jahren, doch auch ältere Frauen stecken sich mit den Bakterien an, was fatale Folgen haben kann, wird die Infektion nicht entdeckt.

Chlamydien werden auf sexuellem Wege übertragen. Beide Geschlechter sind hiervon betroffen. In seltenen Fällen verursacht die Erkrankung ein Brennen beim Wasserlassen und schleimig-eitrigen Ausfluss. Bei Frauen kommen noch Schmerzen im Unterleib und beim Sex hinzu. Doch in 80 Prozent der Fälle treten keine direkt bemerkbaren Beschwerden auf. Deshalb bleibt eine Infektion oft unerkannt und wird fast ausschließlich durch sexuelle Kontakte ohne Kondome weitergegeben.

Eileiterschwangerschaft und Unfruchtbarkeit

Die Folgen reichen bei Frauen von Entzündungen und Verklebungen bis zu Vernarbungen der inneren Geschlechtsorgane wie etwa der Eileiter, was zu Eileiterschwangerschaften und zur Unfruchtbarkeit führen kann. Tritt eine Unfruchtbarkeit nicht ein, kann bei einer unbehandelten Infektion eine werdende Mutter ihr Neugeborenes anstecken. Das kann beim Baby Lungen- und Augenerkrankungen hervorrufen, die bis zur Blindheit führen.

Auch Männer stecken sich durch ungeschützten Sex an. Bei ihnen ruft das Bakterium in erster Linie eine Harnröhrenentzündung hervor. Zu den weiteren Folgen zählt eine Entzündung der Nebenhoden und der Prostata, wodurch ebenfalls die Fruchtbarkeit gefährdet ist. Etwa 100.000 Frauen in Deutschland sollen laut der DGGG aufgrund einer unbehandelten Chlamydieninfektion unfruchtbar sein.

Screening auch für Männer sinnvoll

Durch die derzeit niedrige Altersgrenze beim Früherkennungsprogramm würden viele Infektionen bei Frauen, die später noch schwanger werden wollen, übersehen. Außerdem wäre ein Screening auch für Männer sinnvoll, so wie es in den Niederlanden und in Großbritannien üblich ist, da Männer auch Träger unentdeckter Infektionen sind. Ferner wäre eine Untersuchung des Zell-Abstriches aus dem Gebärmutterhals angebracht. Derzeit wird im Labor nur der Urin untersucht, was dazu führt, dass Infektionen der Vagina häufig übersehen werden.

Darüber hinaus spricht die Gesellschaft sich für die Wiedereinführung der Meldepflicht aus, die seit 2001 ausgesetzt wurde. Damit könnte überprüft werden, ob sich die Infektion, an der derzeit schätzungsweise 300.000 Frauen und Männer pro Jahr neu erkranken, weiter ausbreitet, oder ob sie durch Aufklärung, durch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen beim Geschlechtsverkehr und durch ärztliche Früherkennung und Behandlung eingedämmt werden kann. (mp)