Eching am Ammersee (dapd). Die rechte Hand klopft auf den Kopf, während die linke Hand auf dem Bauch kreist. An dieser Übung haben sich die meisten schon versucht und damit Life Kinetik ausprobiert. "Die Grundidee ist, Bewegungen mit kognitiven Aufgaben und visueller Wahrnehmung zu verknüpfen", sagt Horst Lutz, Sportlehrer, Gesundheitstrainer und Begründer von Life Kinetik. Es gehe darum, Routinen zu durchbrechen und so leistungsfähiger, kreativer und stressresistenter zu werden.

Ein Beispiel: In jede Hand einen Ball nehmen, Arme parallel halten, Bälle hochwerfen, Arme überkreuzen und Bälle wieder auffangen, anschließend die Bälle mit gekreuzten Armen hochwerfen, Arme wieder parallel halten, Bälle auffangen und wieder von vorn. Mit solchen Übungen werde nicht nur der Körper, sondern gleichzeitig der Geist trainiert. "Denn unser Hirn ist so programmiert, dass es immer Lösungen finden will", sagt Lutz: "Genau das machen wir uns zunutze, in dem wir ständig ungewohnte Aufgaben stellen."

Die unterschiedlichen Bewegungsabläufe werden in mehreren Arealen des Gehirns koordiniert und so entstünden bei regelmäßigem Training neue Vernetzungen im Gehirn. Eine Stunde Life Kinetik in der Woche führe schon dazu, dass Sportler mehr leisteten, Schüler konzentrierter arbeiteten, Berufstätige besser mit Stress umgingen und Senioren aufnahmefähiger würden.

Bekannt wurde Life Kinetik über Sportler wie den Skifahrer Felix Neureuther oder Borussia-Dortmund-Trainer Jürgen Klopp. "Darum denken viele, ach, das ist nichts für mich, ich bin ja kein Spitzensportler", sagt Lutz. Doch Life Kinetik eigne sich für alle Altersgruppen und werde beispielsweise auch in Altersheimen angeboten. "Es gibt Übungen, für die man nur eine Ball braucht oder einen Partner", sagt Lutz. Auch an Schulen sei Life Kinetik eingeführt worden, mal als aktive Pause und mal als Wahlfach.

"Das zentrale Thema beim Life-Kinetik-Training ist es, nie so lange zu trainieren, bis etwas automatisiert ist, sondern das Gehirn Woche für Woche vor neue Herausforderungen zu stellen", erklärt Lutz. Das falle vielen schwer, die mit Life Kinetik beginnen. "Wir sind so erzogen, dass wir so lange üben, bis wir eine Sache können", sagt Lutz. "Aber dieser Leistungsdruck soll abgelegt werden, es macht nichts, wenn eine Übung nie gelingt und der Ball hundertmal herunterfällt."

Im Gegenteil: Wem die Übung mit den beiden Bällen und den überkreuzten Armen bei zehn Versuchen fünfmal gelinge, der benötige eine neue Herausforderung. "Aber da wir zum Üben bis zur Perfektion neigen, ist sinnvoll, sich einen Trainer und eine Gruppe zu suchen, weil die Übungen immer variiert werden müssen", sagt Lutz. Er habe die Erfahrung gemacht, dass man das alleine nur sehr schwer umsetzen könne.

Es gibt deutschlandweit Fitnessstudios, Vereine und etwa 250 Trainer, die Life Kinetik anbieten. In der Regel werde in der Gruppe mit maximal 20 Teilnehmern einmal pro Woche eine Stunde lang trainiert. "Pro Stunde werden etwa vier Übungen in vier bis fünf Varianten trainiert", sagt Lutz: "Die Übungen variieren immer und sind beliebig erweiterbar und steigerungsfähig."

dapd