Freiburg/Krefeld.

Ein höflicher Mensch, der Zaziki oder einen mit Zwiebeln und Knoblauch gewürzten Döner genossen hat, meidet zunächst den engeren Kontakt zu seinen Mitmenschen - und ist nach wenigen Stunden wieder voll gesellschaftsfähig. Etwas ganz anders ist es, wenn der Atem dauerhaft riecht, sagt der Vorsitzende des Deutschen Zahnärzte Verbandes Torsten Sorg. "Das ist ein Zeichen dafür, dass etwas im Körper nicht in Ordnung ist." In rund 85 Prozent der Fälle liege die Ursache dafür im Mund- und Rachenraum. Aber auch Erkrankungen an der Speiseröhre, am Magen oder an anderen Organen können sich so äußern.

Mundgeruch entsteht immer, wenn Bakterien Speisereste zersetzen und dabei Schwefelverbindungen oder andere Gase freisetzen - das ist vor allem bei eiweißhaltigen Nahrungsmitteln wie Milch oder Fisch so. Dieser Art von Mundgeruch lasse sich durch gründliches Zähneputzen entgegenwirken, betont Sorg, "bei Bedarf gern nach jeder Hauptmahlzeit."

Karies als Grund für Mundgeruch

Reicht das nicht aus, inspiziert der in Krefeld praktizierende Zahnarzt bei seinen Patientinnen und Patienten andere mögliche Quellen: "Oft steckt eine unentdeckte Karies oder auch eine Zahnfleischentzündung dahinter, die manchmal erst mit Hilfe eines Röntgenbildes zutage tritt." Sobald sie behandelt werde, gehe auch der Geruch zurück. Wer fest eingesetzten Zahnersatz wie Kronen, Brücken oder Implantate im Mund hat, zieht sich zudem leichter bakterielle Entzündungen im Mundraum zu, denn die engen Zwischenräume lassen sich schwer reinigen und bieten leicht einen Nährboden für Bakterien und Pilze. Auch die Mundschleimhaut spielt eine wichtige Rolle. Ist sie zu trocken, etwa weil jemand mit offenem Mund schläft oder bestimmte Medikamente einnimmt, kann der Speichel übel riechende Substanzen nicht so schnell wegspülen. Das Ergebnis: Geruchsentwicklung.

Die Angst vorm Zahnarzt

19 Prozent der Deutschen haben Angst zum Zahnarzt zu gehen. (Bild: Imago)
19 Prozent der Deutschen haben Angst zum Zahnarzt zu gehen. (Bild: Imago) © imago stock&people
Wer seine Zähne nicht regelmäßig untersuchen lässt, riskiert Karies und Schmerzen. (Bild: Imago)
Wer seine Zähne nicht regelmäßig untersuchen lässt, riskiert Karies und Schmerzen. (Bild: Imago) © imago stock&people
Folgen können neben Karies, Parodontose, faulenden Zähne und Mundgeruch sogar die soziale Isolierung sein.  (Bild: Imago)
Folgen können neben Karies, Parodontose, faulenden Zähne und Mundgeruch sogar die soziale Isolierung sein. (Bild: Imago) © imago stock&people
Wer unter Angst leidet, sollte mit seinem Zahnarzte darüber reden. (Bild: Imago)
Wer unter Angst leidet, sollte mit seinem Zahnarzte darüber reden. (Bild: Imago) © imago stock&people
Wer weiß was ihn erwartet, hat weniger Angst. Deshalb sollte man sich die Behandlung vorher erklären lassen. (Bild: Imago)
Wer weiß was ihn erwartet, hat weniger Angst. Deshalb sollte man sich die Behandlung vorher erklären lassen. (Bild: Imago) © imago stock&people
Auch Beistand von Familie oder Freunden kann helfen, die Angst zu besiegen.(Bild: Imago)
Auch Beistand von Familie oder Freunden kann helfen, die Angst zu besiegen.(Bild: Imago) © imago stock&people
Ursachen einer Zahnbehandlungsangst sind oft schlechte Erfahrungen mit einem Zahnarzt oder eine schmerzhafte Behandlung. (Bild: Imago)
Ursachen einer Zahnbehandlungsangst sind oft schlechte Erfahrungen mit einem Zahnarzt oder eine schmerzhafte Behandlung. (Bild: Imago) © imago stock&people
Auch das Gefühl der Auslieferung und Hilflosigkeit kann einen Angstzustand auslösen.(Bild: Imago)
Auch das Gefühl der Auslieferung und Hilflosigkeit kann einen Angstzustand auslösen.(Bild: Imago)
Betroffene müssen nicht befürchten, ihrer Angst für immer ausgesetzt zu sein. (Bild: Imago)
Betroffene müssen nicht befürchten, ihrer Angst für immer ausgesetzt zu sein. (Bild: Imago) © imago stock&people
Ein Psychologe oder Psychotherapeut kann helfen die Angst loszuwerden. (Bild: Imago)
Ein Psychologe oder Psychotherapeut kann helfen die Angst loszuwerden. (Bild: Imago)
1/10

Der Zustand von Mundraum und Zahnfleisch ist aber bei weitem nicht die einzig mögliche Quelle des Geruchs, erläutert der Freiburger Hals-Nasen-Ohrenspezialist und Sprecher des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte, Michael Deeg. "Manche Patienten haben sehr große Gaumenmandeln, in denen sich Pfröpfe bilden oder auch Entzündungen,- das muss dann behandelt werden." Sehr wichtig sei auch die Untersuchung der inneren Nase und des Nasenrachenraumes sowie der Nasennebenhöhlen, die sich ebenfalls entzünden könnten - manchmal chronisch - und dann zu Mundgeruch führen. Hier sei eine genau Untersuchung einschließlich einer Endoskopie, also einer Spiegelung des Nasen-Rachenraums, erforderlich. "Wenn die Ärztin oder der Arzt dabei Hinweise auf eine Infektion findet, ist auch eine Ultraschalluntersuchung angebracht, in seltenen Fällen sogar eine Röntgenaufnahme."

Säuerlicher Mundgeruch deutet auf Magenprobleme hin

Erst wenn die Untersuchung des Mund-Rachen-Raumes keinen Befund bringt, forscht die Ärztin oder der Arzt nach möglichen Erkrankungen weiterer Organe, zum Beispiel der Speiseröhre. So kann es vor allem bei älteren Menschen vorkommen, dass sich die Speiseröhre so stark auswölbt, dass sich kleine Ausstülpungen (Divertikel) bilden, in denen Speisereste hängen bleiben. Sie lassen sich durch eine Operation entfernen, berichtet Deeg: "Für diese Dinge sind dann aber die Internisten zuständig." Nur Ärzte für Innere Medizin könnten auch feststellen, ob die Speiseröhrenschleimhaut wegen eines sogenannten Reflux entzündet ist. In diesem Fall fließen Teile des Mageninhalts und damit auch saurer Magensaft in die Speiseröhre zurück, weil der Schließmuskel am Mageneingang versagt. Dagegen hülfen einem solchen Fall in erster Linie Medikamente und eine Umstellung der Ernährung.

Als Faustregel nennt der Berufsverband Deutscher Internisten: Säuerlicher Mundgeruch deutet eher auf Magenprobleme hin, Acetongeruch kann auf unentdeckten oder aber schlecht eingestellten Diabetes weisen, aber auch Folge eines längeren Fastens sein. Ammoniak-Geruch schließlich könne mögliche Schäden an Leber oder Niere anzeigen. In sehr seltenen Fällen ist extremer Mundgeruch auch durch einen Tumor in der Mundhöhle bedingt, berichtet Deeg: "Aber das ist so rar, dass man diesen Gedanken als Patient erst einmal zurückstellen sollte." (dapd)