Krefeld (dapd). Ob normales Reden oder Rufen: Wenn Kinder auf die Worte der Eltern nicht reagieren oder ständig nachfragen, sind die bald genervt und verzweifelt. Und unsicher: Will das Kind nicht hören oder hört es wirklich nicht? "Hinter Schwerhörigkeit bei Kindern steckt häufig ein Paukenerguss", erklärt Reinhard Mühlenberg, Leitender Oberarzt des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin an der Helios-Klinik in Krefeld.

Bei einem Paukenerguss, der überwiegend bei Kindern vorkommt, ist das Mittelohr aufgrund von Belüftungsstörungen mit Flüssigkeit gefüllt. "Dieses Sekret behindert die Schallleitung, das Hörvermögen verschlechter sich." Auch ein einseitiger Paukenerguss ist möglich: "Die Hörschwäche zeigt sich dann nur am linken oder am rechten Ohr", sagt Mühlenberg.

Ursache eines Paukenergusses kann eine Mittelohrentzündung sein, aber auch eine Beeinträchtigung durch ein großes Rachenmandelpolster (Polypen), was oft mit Schnarchen im Schlaf verbunden ist. "Manchmal spüren die Kinder auch, dass Flüssigkeit im Ohr ist." Bei Auffälligkeiten des Hörvermögens sollten Eltern in jedem Fall zum Kinderarzt oder auch zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt gehen. Manchmal reicht ein einfaches Abwarten, bis sich die Beschwerden lindern, manchmal helfen abschwellende und sekretlösende Medikamente, um den Paukenerguss zu therapieren, sagt Mühlenberg. "Nach acht Wochen ohne Besserung ist aber eine manuelle Entfernung des Sekrets erforderlich oder eher noch das Setzen eines sogenannten Paukenröhrchens." Dabei wird den kleinen Patienten ein 1-1,5 Millimeter kleines Röhrchen in das Trommelfell gesetzt, dass in der Regel bis zu 12 Monaten im Ohr bleibt. Sekret kann so dauerhaft abfließen und die Belüftungsstörung im Mittelohr wird aufgehoben, erklärt Mühlenberg. "Bei Kindern erfolgt dieser Eingriff unter Vollnarkose."

dapd