Bonn/Bad Eilsen (dapd). Treppen-Marathons in Wolkenkratzern, City-Läufe auf Asphaltpisten - für Menschen mit Gelenkproblemen sind solche sportlichen Aktionen nichts. Doch es gibt viele Möglichkeiten, dem Körper auf gelenkschonende Weise Sport, Spaß und Fitness zu gönnen, wie die niedersächsische Reumapräsidentin Inge Ehlebracht-König betont. Dazu gehörten Klassiker wie Schwimmen, Radfahren und Wandern, aber auch Trendigeres wie Medizinische Trainingstherapie im Fitnessstudio, Tanzen oder Klettern.

"Von gelenkschonenden Sportarten profitieren im übrigen nicht nur Menschen mit Rheuma oder Arthrose sondern alle, die ein paar Kilos zu viel mit sich herumschleppen, an früheren Sportverletzungen leiden oder die einfach jenseits der 50 sind", sagt die Expertin.

Viele Betroffene seien allerdings besorgt, dass zu viel Bewegung - oder die falsche Art von Bewegung - die Gelenkbeschwerden verschlimmern oder sogar die Gelenke schädigen könnte. "Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen aber, dass das so nicht stimmt. Sportarten wie Radfahren, Wandern, Nordic Walking, Skilanglauf oder auch Bewegung auf dem Crosstrainer erfordern eine fließende, stoßarme Bewegung und eignen sich deshalb sogar besonders gut dazu, die Gelenke "im Fluss" zu halten. Durch regelmäßige Bewegung wird der Knorpel besser mit Nährstoffen und Gelenkschmiere versorgt", sagt Ehlebracht-König. Schwimmen und Radfahren entlasteten zusätzlich die Bänder, Sehnen und Gelenke vom Gewicht des Körpers - eine Wohltat.

Aber auch Sportarten, die nicht unbedingt in die Kategorie "Wohltat" fallen, haben ihren Wert, erläutert Ehlebracht-König: "Wir hören zwar immer wieder von Betroffenen, denen der Arzt bestimmte Sportarten verbietet. Aber oft wäre es besser, die Sportart stattdessen den individuellen Bedürfnissen anzupassen." Insgesamt rät sie zwar eher zu Sportarten mit gleitenden Bewegungen als zu solchen mit Stoß- und Schlagbelastungen. "Wenn aber jemand nun einmal liebend gern Tennis spielt, kann er diesen Sport durch gezieltes Muskeltraining in etwas verminderter Intensität durchaus beibehalten."

Eine gute Möglichkeit, trotz Gelenkproblemen Freude an der Bewegung zu finden, bieten Sportarten, die viele spielerische Elemente enthalten, wie beispielsweise Tanzen. Das bringt nicht nur die Gelenke - in variabler Intensität - in Schwung, es stiftet auch Gemeinschaft mit anderen. Wer möchte, kann Muskeln, Gleichgewichtssinn und Körpergefühl auch an der Kletterwand stärken. "Hier geht es nicht um die Höhe sondern um das Training ganzer Muskelketten. Sie sollten nur aufpassen, dass Sie Finger, Hand- und Zehengelenke nicht übermäßig beanspruchen", betont die Rheumaexpertin. Für Menschen mit Gelenkentzündungen im Bereich der Hände und Füße ist Klettern deshalb nicht zu empfehlen. Für andere Krankheitsbilder wie zum Beispiel chronische Rückenschmerzen oder Morbus Bechterew kann es dagegen ein hervorragendes Training sein. Last but not least: Inline-Skaten ist jetzt im Frühling wieder eine gute Bewegungsmöglichkeit, allerdings nur, wenn man dank Einweisung sowohl richtig bremsen als auch fließend und gelenkschonend fahren kann.

Die Rheuma-Liga, Sportvereine, gelegentlich Volkshochschulen und gute Sportstudios bieten häufig passende Gymnastik- und Sportgruppen an. Wichtig sei aber vor allem, dass die Sportart Spaß mache und einen festen Platz im Alltag bekomme, betont Ehlebracht-König. Denn dann würden Kraft und Ausdauer wachsen. "Das beeinflusst auch Lebensqualität und Schmerzempfinden positiv - vor allem wenn die Sportart über mehrere Monate oder am besten Jahre beibehalten wird. Es heißt also, dauerhaft am Ball zu bleiben."

dapd