Berlin (dapd). Pflanzliche Mittel sind bei Eltern beliebt. Ist der Nachwuchs krank, greifen laut einer Umfrage aus dem vergangenen Jahr 85 Prozent der Väter und Mütter zu Kamille, Fenchel und Co. Drei Viertel der Eltern sind der Ansicht, dass die pflanzlichen Arzneien keine nachteiligen Wirkungen haben. Doch ganz so harmlos seien die naturmedizinischen Mittel nicht, warnt Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in Berlin.

Ihren Worten nach sind pflanzliche Präparate in der Regel zwar gut verträglich: "Es gibt aber auch Ausnahmen." Die Apothekerin rät insbesondere bei ätherischen Ölen zur Vorsicht. So könnten etwa Säuglinge und Kleinkinder auf Menthol oder Kampfer mit einem Stimmritzenkrampf reagieren, der zu Atemnot führen kann. "Das ist auch der Grund, warum nicht alle Erkältungsbäder für die Kleinsten geeignet sind." Eltern sollten daher auf speziell für Kinder hergestellte Produkte zurückgreifen.

Einige pflanzliche Mittel können der Expertin zufolge auch die Wirkung anderer Medikamente abschwächen oder verstärken. Zwar dürfen Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren Johanniskraut gegen Depressionen einnehmen. Doch der Pflanzenextrakt regt als Nebenwirkung in der Leber einige Enzyme an, die andere Arzneistoffe abbauen. Dadurch kann er zum Beispiel die Wirkung von Gerinnungshemmern vermindern.

Um Komplikationen zu vermeiden, sollten Eltern vor jeder Selbstmedikation - egal ob mit pflanzlichen oder synthetisch hergestellten Präparaten - mit dem Kinderarzt oder dem Apotheker sprechen. Das gilt vor allem dann, wenn der Nachwuchs bereits andere Medikamente einnimmt, da es sonst zu gefährlichen Wechselwirkungen kommen kann.

dapd