Die neue zentrale Notdienst-Nummer sorgt für Chaos. Patienten hängen in Warteschleifen fest, müssen stundenlang auf einen Arzt warten, Krankenhäuser beklagen eine Überlastung. Jetzt wollen Ärzte die Kassenärztliche Vereinigung verklagen.
Die neue zentrale Notdienst-Nummer sorgt für Chaos und Verwirrung bei Patienten, Krankenhäusern und Ärzten. Mediziner kündigen rechtliche Schritte gegen die Neuordnung an und wollen die Kassenärztliche Vereinigung verklagen. Selbst die beteiligten Organisationen streiten mittlerweile über die kostenpflichtige Hotline.
Das Konzept scheint nicht zu funktionieren
Seit dem 1. Februar regeln die Kassenärztliche Vereinigung und die Ärztekammer Westfalen-Lippe die Notdienste zentral über die kostenpflichtige Telefonnummer 0180/5044100. Über ein Call-Center in Duisburg erreichen Anrufer Arzthelferinnen, Krankenschwestern oder Sanitäter, die die Adressen der nächstgelegenen Notfallpraxen durchgeben. Pro Minute kostet ein Anruf aus dem Festnetz 14 Cent und aus den Mobilfunknetzen bis zu 42 Cent.
Soweit zur Theorie. In der Praxis scheint das Konzept allerdings nicht zu funktionieren. „Uns liegen Berichte über äußerst lange Warteschleifen bei den Anrufen vor“, berichtet Volker Heiliger, Sprecher der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Patienten müssten zum Teil mehrere Stunden auf einen Hausbesuch warten. „Diese Erfahrungen wurden uns sowohl von beteiligten Ärzten als auch von betroffenen Patienten berichtet“, so Heiliger.
Die Hausärztegruppe Greven will jetzt gegen das Vorgehen der Kassenärztlichen Vereinigung rechtliche Schritte einlegen, bestätigt Dr. Rainer Tast. „Andere Gruppen haben bereits ihre Zusage für eine Beteiligung gegeben.“ So sei die zentrale Anlaufstelle in Duisburg völlig überfordert und mit unausgebildetem Personal besetzt, begründet der Allgemeinmediziner aus Greven. Hubschrauber würden zum Notdienst bei überhöhtem Augendruck angefordert, eine hypertone Krise werde dagegen erst nach Stunden versorgt. Ein Patient mit Rückenschmerzen sei vertröstet worden, weil gerade kein Orthopäde zur Stelle war.
Mehr als 20.000 Anrufer an einem Wochenende
Laut Kassenärztlicher Vereinigung sollen am ersten Februarwochenende mehr als 20.000 Anrufer das System schlichtweg überlastet haben. Zudem seien selbst die Ärzte auf den ständig belegten Leitungen nicht mehr durchgekommen, um sich in der Anrufzentrale „dienstbereit“ zu melden. Durch eine Aufstockung des Personals und technische Optimierungen soll die Wartezeit für die Patienten demnächst auf durchschnittlich ein bis zwei Minuten reduziert werden, kündigt Sprecher Christopher Schneider an.
Die Ärztekammer will die kostenpflichtige Notdienstnummer nun wieder abschaffen und durch ein kostenloses Angebot ersetzen. „Bereits bei der Planung der Reform hat sich die Kammer dafür ausgesprochen, die neue Notfallnummer kostenfrei zu machen. Das hat die Kassenärztliche Vereinigung abgelehnt und anders entschieden“, erläutert Sprecher Heiliger. Kammerpräsident Theodor Windhorst erklärt dazu, es sei unsozial, für einen Anruf bei einem medizinischen Notfall auch noch Geld bezahlen zu müssen.
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