Tübingen. .

Erstmals wurde jetzt in Europa ein Hirnschrittmacher gegen Epilepsie implantiert. Etwa ein Drittel der Epilepsie-Patienten reagiert nicht auf die medikamentöse Behandlung. Für sie ist die neue Methode eine Hoffnung.

Erstmals in Europa haben Mediziner der Universitätsklinik Tübingen einen Hirnschrittmacher gegen Epilepsie eingepflanzt. Mit Hilfe der Tiefen Hirnstimulation (THS) erleiden Patienten einer Studie zufolge seltener epileptische Anfälle, zudem sind die noch auftretenden Hirnkrämpfe weniger schwer.

Etwa 400.000 bis 800.000 Menschen leiden in Deutschland an Epilepsie. Rund ein Drittel von ihnen spricht nicht auf Medikamente an. „Die Tiefe Hirnstimulation bei Epilepsie ist eine neue Möglichkeit für Patienten, denen andere Therapien nicht helfen“, sagt der Neurochirurg Alireza Gharabaghi von der Uniklinik Tübingen. Das Verfahren ist seit August in Europa für die Behandlung zugelassen.

Verfahren schon bei Parkinson erfolgreich

„Die Tiefe Hirnstimulation ist bereits bei Bewegungsstörungen wie Parkinson, Dystonie oder Tremor eine etablierte Behandlung, wenn Medikamente versagen“, erklärt Gharabaghi. Der Mediziner leitete in Tübingen die erste Operation bei einem Epilepsie-Patienten. Dabei werden zwei dünne Drähte in eine zentrale Verschaltungsstelle in der Mitte des Gehirns gebracht. Diese Elektroden werden dann an den Schrittmacher am Schlüsselbein des Patienten angeschlossen.

Das Implantat kann nach Angaben der Uniklinik Tübingen jederzeit wieder entfernt werden, die Elektroden schädigen das Hirngewebe nicht. Die Stimulation folgt einem festen Rhythmus: Eine Minute Stimulation, fünf Minuten Pause. Bemerken Patienten einen drohenden Anfall, können sie per Knopfdruck sofort stimulieren. In der US-Studie senkte das Verfahren bei 40 Prozent der 110 Teilnehmer die Zahl der Anfälle um 50 Prozent. (dapd)