Hamburg. .

Oft sind Leistenbrüche harmlos. Lebensgefährlich können sie nur werden, wenn sich Darmschlingen im Leistenkanal einklemmen. Hinweise auf diese Gefahr gibt eine Ultraschalluntersuchung.

Der Leistenbruch ist ein typischer Weichteilbruch, bei dem in der vorderen Bauchwand eine Schwachstelle entsteht. In der Nähe der Leiste bricht ein Teil der Bauchwand. Kommen keine Bauchorgane in die Bruchstelle, ist der Leistenbruch ungefährlich. Wenn sich Darmschlingen im Leistenkanal jedoch einklemmen, raten Experten zu einem chirurgischen Eingriff. Eine Studie zeigt, dass eine Ultraschalluntersuchung diese Gefahr frühzeitig erkennt.

Dem Leistenbruch kann man bis zu einem gewissen Maß auch vorbeugen. Zum Beispiel durch:

• Übergewicht vermeiden

• die Bauchmuskeln durch Training stärken

• das Heben schwerer Lasten vermeiden

Der Leistenbruch ist eine typische Männerkrankheit

In Deutschland erleiden jährlich etwa 250.000 Menschen einen Leistenbruch. Gefährlich ist die sogenannte Inguinal-Hernie, bei der Teile des Darms in den Leistenkanal drängen. Wenn sie sich dort verklemmen, können Darmschlingen absterben. „Dies ist eine lebensgefährliche, aber sehr seltene Komplikation“, sagt der Experte Helmar Gai aus Hamburg.

Bauchmuskeltraining kann einem Leistenbruch vorbeugen. (Bild: Imago)
Bauchmuskeltraining kann einem Leistenbruch vorbeugen. (Bild: Imago) © imago stock&people

Hinweise auf diese Gefahr gibt eine Ultraschalluntersuchung. Dabei beobachtet der Arzt, wie sich die Hernie verändert, wenn der Patient durch Pressen den Druck im Bauchraum erhöht. Dass die Form der Hernie eine gute Risikoabschätzung ermöglicht, belegt eine Studie an mehr als 7.000 Patienten. Bei jedem vierten Teilnehmer zeigte das Ultraschallbild nur eine einfache Beule. „Diese Patienten müssen nicht operiert werden, solange sie keine oder nur sehr geringe Beschwerden haben“, betont Gai. „Sie müssen sich auch nicht körperlich einschränken. Wir raten nur, ruckartige Bewegungen bei gleichzeitiger starker Anspannung der Bauchdecke zu vermeiden.“

Weniger als ein Viertel der Patienten müssen operiert werden

Bei mehr als der Hälfte der Patienten hat die Hernie eine röhrenförmige Ausdehnung. Auch hier ist laut Gai bei Beschwerdefreiheit keine Operation erforderlich. Nur bei sanduhrförmigen Hernien müsse grundsätzlich operiert werden. Dies sei bei weniger als einem Viertel aller Patienten der Fall.

Nach Angaben der Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) könnten Ultraschalluntersuchungen in Deutschland jedes Jahr bis zu 30.000 Hernien-Operationen vermeiden. Dies würde Patienten auch vor späteren Komplikationen bewahren: Denn nach fünf bis 35 Prozent der Operationen klagen die Betroffenen über Schmerzen. (dapd)