Washington.
Eine gesunde Darmflora ist wichtig für das Immunsystem.Durch die Einnahme von Antibiotika wird es jedoch gestört. Forscher fanden jetzt heraus, dass selbst verträgliche Präparate die Bakterienkolonien schädigen.
Husten, Schnupfen, Blasenentzündung. Eine geschädigte Darmflora könnte die Ursache für infektiöse Erkrankungen sein. Ursache kann beispielsweise die Einnahme von Antibiotika sein.
Zentrum der Immunabwehr
Der Darm ist nicht nur für die Verwertung der Nahrung zuständig, sondern er ist auch das Zentrum der Immunabwehr. Mehr als die Hälfte aller Immunzellen befinden sich hier. Die Darmflora besteht aus 100 Billionen guten und schlechten Darmbakterien. Gute Bakterien sind unter anderem Milchsäurebakterien. Sie bekämpfen die schlechten, wenn ihre Anzahl steigt und halten so die Darmflora im Gleichgewicht.
Antibiotika schädigen die Darmflora
Die wiederholte Einnahme von Antibiotika schädigt die Darmfauna stärker als bisher bekannt. Schon zwei Durchgänge eines als verträglich geltenden Präparates verändern die Bakterienkolonien im Verdauungstrakt für mehrere Monate, wie eine amerikanische Studie zeigt. Im Darm eines gesunden Menschen tummeln sich rund 1.000 verschiedene Mikrobenarten.
Keine Regeneration nach mehrfacher Einnahme
Die Mediziner um David Relman von der Stanford Universität hatten in einer früheren Studie beobachtet, dass sich die Darmfauna nach einem Antibiotika-Durchgang erstaunlich schnell binnen Wochen wieder erholt. Bei wiederholter Einnahme fällt die Regenerierung dagegen wesentlich schwerer. Dies zeigt eine neue Studie, in der die Wissenschaftler Dutzende Stuhlproben von drei Frauen analysierten.
Die Teilnehmerinnen nahmen binnen zehn Monaten zwei Mal für jeweils fünf Tage das als verträglich geltende Antibiotikum Ciproflaxin. Der erste Durchgang ließ die Populationen von etwa einem Drittel bis der Hälfte der Darmbakterien deutlich schwinden, während andere Mikroben florierten. Nach einer Woche war bei zwei Frauen die Fauna wieder einigermaßen intakt. Nur bei der dritten Probandin war die Bakterienbesiedlung des Darms noch sechs Monate später stark verändert. Nach dem zweiten Durchgang stellten die Forscher bei allen Frauen dauerhafte Veränderungen über mindestens zwei Monate fest. „Wiederholte Einnahme von Antibiotika hat scheinbar einen zunehmende Wirkung auf unsere inneren mikrobiellen Ökosysteme, mit möglichen schädlichen Folgen“, betonen die Wissenschaftler. (ap)