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Schmetterlinge im Bauch und das Gefühl, dass man die ganze Welt umarmen könne. Das Gefühl des Verliebtseins kennt fast jeder. Doch Psychologen warnen vor der rosaroten Brille.

Hormone sind die biochemischen Botenstoffe in unserem Körper. Sie übermitteln viele Informationen vom Gehirn zu den einzelnen Organen. Beispielsweise regen Hormone den Stoffwechsel an, wenn wir gegessen haben und sorgen dafür, dass jede einzelne Zelle wächst. Aber nicht nur das. Hormone bewirken auch, dass wir uns verlieben.

Verliebtsein ist ein biologischer Prozess

„Auch wenn wir mit der Liebe immer ein romantisches Gefühl verbinden, die Schmetterlinge im Bauch haben ein unromantisches Ziel“, sagt der Kölner Psychologe Peter Groß. „Verliebtsein dient, biologisch gesehen, einzig und allein der Fortpflanzung und Arterhaltung.“ Schuld sei der Hormoncocktail, der einen Ausnahmezustand im Körper auslöst. Das rationale Denken ist dabei so gut wie ausgeschaltet, so der Experte.

Liebe macht blind

Liebe werde nur zu oft mit Habenwollen verwechselt. „Wer wirklich liebt, will vornehmlich, dass es dem Partner gut geht“, sagt Groß. „Viele stellen deshalb eigene Bedürfnisse in den Hintergrund. Doch selbst wenn die Liebe bedingungslos ist, ist sie leider allein noch kein Garant für eine gute Beziehung.

„Oft entscheiden Paare nicht rational, ob eine Beziehung überhaupt infrage kommt“, sagt Groß. „Dann wird erst nach Jahren klar, dass sich beide Lebensziele und grundlegende Bedürfnisse so stark unterscheiden, dass keine Partnerschaft möglich ist.“ Wichtig sei daher, ganz genau zu prüfen, ob ganz objektiv eine Partnerschaft möglich ist.

Eine Beziehung als Vertrag

Deshalb rät der Experte, schon zu Beginn einer Partnerschaft über wichtige Etappen zu sprechen. Eine Beziehung sei ein mündlicher Vertrag, der auch zu – oft nicht ausgesprochenen - Bedingungen abgeschlossen wird. Das könne beispielsweise der Wunsch nach einer Familie und Kindern sein. „Oft erlebe ich Paare, die nie über einen Kinderwunsch gesprochen haben“, sagt Groß. „Stillschweigend ging beispielsweise die Frau davon aus, dass es irgendwann Kinder geben wird“, so der Psychologe. „Der Mann wollte hingegen keine Kinder.“ Das Scheitern der Beziehung ist dann programmiert.

Der Vertrag verändert sich

„Wünsche ändern sich oft mit der Zeit“, sagt Groß. „Und das ist auch in der Beziehung sogar wichtig.“ Eine erfüllende Partnerschaft sei auch immer mit Weiterentwicklung verbunden. Wichtig, darüber zu reden. Selbst Paaren, die schon Jahre zusammen sind, rät der Experte daher seine Wünsche regelmäßig abzugleichen. „Am besten schriftlich, dann kommt es nicht zu Missverständnissen.“

Hobbys und eigene Bedürfnisse sind  in einer Beziehung keinesfalls tabu. (Bild: Imago)
Hobbys und eigene Bedürfnisse sind in einer Beziehung keinesfalls tabu. (Bild: Imago) © imago stock&people | imago stock&people

Nicht alle Wünsche können in einer Partnerschaft zu 100 Prozent erfüllt werden. Zugeständnisse sind deshalb wichtig. „So kann beispielsweise jeder seine Lebensziele oder Wünsche der Wichtigkeit nach abstufen!“, sagt Groß. „Beispielsweise nach Zielen, die unbedingt erreicht werden sollen und solchen, die schön, jedoch nicht ganz so wichtig und daher verhandelbar sind.“

Jeder hat eigene Bedürfnisse

Sport, Treffen mit Freunden oder Bücher lesen. Was im Single-Leben meist selbstverständlich ist, vernachlässigen Paare oft. Folge: Zu zweit liegt man abends auf der Couch und zappt durch das Fernsehprogramm. Kein Wunder, dass bald Langeweile herrscht.

Besser ist, eigenen Bedürfnissen auch während einer Beziehung nachzugehen. „Dass Wünsche in einer Beziehung gleich sind ist eine Illusion“, sagt Groß. Denn jeder hat eigene Bedürfnisse und Vorstellungen. Paare, die unterschiedliche Hobbys und Freunde haben, haben sich mehr zu erzählen. „Selbst auf Partys kann man auch mal allein gehen“, sagt Groß. „Meist kommen ganz andere Gespräche zustande und man erlebt oft viel mehr, was letztlich auch die Beziehung bereichert.“