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Die meisten Menschen trifft er aus heiterem Himmel, ohne jegliche Vorwarnung: der Hörsturz. Doch Vorsicht: Wenn es plötzlich still wird, ist schnelles Handeln wichtig. Denn sonst droht eine dauerhafte Hörminderung.
Der Deutschen Tinnitus Liga zufolge verlieren in Deutschland jedes Jahr über 15.000 Menschen ohne erkennbaren Grund plötzlich ihr Hörvermögen. Ärzte bezeichnen das als Hörsturz. „Vorboten gibt es nicht“, sagt Dr. Jan Peter Thomas, Oberarzt an der Klinik für HNO-Heilkunde der Ruhr-Universität Bochum. Dabei kann die Erkrankung unterschiedliche Beschwerden hervorrufen: „Einige Patienten haben ein dumpfes, wattiges Gefühl im Ohr mit einer geringen Hörminderung, andere Betroffene hören dagegen bestimmte Töne nicht mehr.“ In den meisten Fällen sei außerdem nur ein Ohr betroffen. Daneben könne es auch zu Ohrgeräuschen wie Brummen, Klingeln oder Rasseln kommen. „Seltener kann auch Schwindel auftreten“, so der Experte. „Da es sich bei Innenohr und Gleichgewichtssystem um ein kommunizierendes System handelt.“
Ursachen – weitgehend unbekannt
Ein Hörsturz kann durch eine Durchblutungsstörung des Innenohrs ausgelöst werden. „Die Ursachen dafür sind noch nicht vollständig geklärt“, sagt Thomas. Mögliche Faktoren können sein:
• Gefäßregulationsstörungen
• Verschluss kleinster Blutgefäße im Ohr
• durch Viren ausgelöste Infektionen oder
• durch Autoantikörper ausgelöste immunologische Reaktionen
Hörsturz ist nicht gleich Hörsturz
„Vermutlich spielen beim Hörsturz verschiedene Erkrankungsarten eine Rolle, die durchaus unterschiedlich therapiert werden“, sagt Thomas. „So gibt es Patienten, bei denen sich die Hörminderung nur auf hohe Töne auswirkt, andere können tiefe Frequenzen nicht mehr hören.“ Die Ursache des Hörverlustes gegenüber hohen Tönen sei eine Durchblutungsstörung. Dabei werden die feinen Haarzellen, die ein Geräusch in ein elektrisches Signal umwandeln und an den Hörnerv weiterleiten, geschädigt. „Kommt es dagegen zu Flüssigkeitsverschiebungen im Innenohr, leiden die meisten Patienten an einem Tieftonhörsturz“, sagt Thomas.
Auch die Heilungschancen unterscheiden sich je nach Art des Hörsturzes: Betroffene, die einen Tieftonhörsturz erleiden, haben statistisch gesehen bessere Chance wieder ganz gesund zu werden. „Aber das Risiko wieder einen Hörsturz zu erleiden, ist relativ groß“, sagt der HNO-Arzt. „Dagegen sei die Prognose eines Hochtonhörsturzes weniger gut, aber wenn er einmal geheilt ist, tritt er seltener wieder auf.“
Bei Verdacht sofort zum Arzt
Wer den Verdacht auf einen Hörsturz hat, sollte mit dem Arztbesuch nicht zu lange warten. „Innerhalb von zwei Tagen solle man zum Arzt gehen“, so Thomas. „Vermutlich gibt es große Dunkelziffern an Spontanheilungen, jedoch ist die Prognose nach einer Behandlung deutlich besser.“ Denn wer auf eine Spontanheilung hofft und daher zu spät zum Arzt geht, riskiert, das Hörvermögen dauerhaft zu verlieren oder einen begleitenden Tinnitus zu behalten.
„Außerdem kann eine akute Hörminderung auch ein Anzeichen für andere Krankheiten sein wie eine Entzündung oder auch eine gutartige Veränderung im Beriech des Hörnervs“, sagt Thomas. „Deshalb ist immer eine ausführliche Untersuchung notwendig.“ Wichtig für den Arzt ist:
• wann der Hörverlust aufgetreten ist
• ob ein Ereignis der Auslöser war
• ob der Betroffene an Krankheiten leidet
• ob und welche Medikamente eingenommen wurden
Vorbeugungsmaßnahmen gegen einen Hörsturz gibt es dem Experten zufolge nicht direkt. „Stress wird aber als häufiger Auslöser angesehen“, sagt Thomas. Daher solle man, soweit das möglich sei, Stress meiden. Unabhängig von der Gefahr eines Hörsturzes sollte das Ohr keinem unnötigem Lärm vermieden werden.