Dortmund.

Die Verordnung von zu vielen oder gar falschen Medikamenten ist in Pflegeheimen oft ein Problem. Im Dortmunder Seniorenstift sollen jetzt Gespräche zwischen Arzt und Pfleger helfen.

Oftmals hilft es, miteinander zu reden. Das dachte sich auch Norbert Zimmering, Heimleiter des Hermann-Keiner-Hauses. Er lud Dr. Stefan Wilm zu einer Diskussionsrunde in das Pflegeheim. Jenen Arzt, der mit einer Studie über Medikamenten-Missbrauch in Seniorenstiften bei Zimmerings Angestellten für Gesprächsbedarf sorgte.

Sensibler Umgang mit Psychopharmaka

In einer Studie für die Universität Witten/Herdecke stellte Wilm fest, dass 60 Prozent aller demenzkranken Heimbewohner mit Psychopharmaka ruhig gestellt werden. „Es geht nicht um Schuldzuweisungen“, sagte Wilm zu Beginn. „Wir möchten nur auf das Thema aufmerksam machen und für einen sorgfältigen Umgang mit Psychopharmaka sensibilisieren.“

Die anwesenden Pflegefachkräfte beteuerten, sie würden sehr defensiv mit Beruhigungsmitteln umgehen. „Wir sehen Psychopharmaka als letzte Lösung“, so Norbert Zimmering stellvertretend. Die Patienten aber seien zum großen Teil „medikamentös verseucht, wenn sie aus Krankenhäusern oder aus Privathaushalten zu uns kommen.“

Um den Einsatz der Arzneien zu verringern, wirbt Dr. Stefan Wilm für eine rege Kommunikation zwischen den Pflegekräften und Ärzten. „Im Idealfall informieren die Pflegenden, wenn ein Patient tagelang ruhig gestellt ist. Dann sollten sie fragen, ob ein Medikament abgesetzt werden kann“, so der Allgemeinmediziner. „Sie haben den täglichen Kontakt. Nutzen Sie diesen Vorteil“, appelliert Wilm.

Reger Austausch hilft

Die Bereitschaft sei bei den Pflegenden vorhanden, so die Beschäftigten des Hermann-Keiner-Hauses. Nur: Viele Ärzte seien schlichtweg nicht zu erreichen. Und zu Vor-Ort-Besuchen kämen Mediziner nur noch äußerst selten. „Fest steht: Überall dort, wo persönlicher und reger Kontakt zwischen Pflegenden, Patienten und Ärzten herrscht, geht es den Menschen besser“, ermuntert Dr. Stefan Wilm.

Um die Angehörigen besser einbeziehen zu können, plant Norbert Zimmering einen Gesprächsabend mit den Familienmitgliedern der Heimbewohner. Schließlich zeigte sich gestern: Oftmals hilft es, miteinander zu reden.