Aachen (dpa/tmn). Während ein Bier oder Glas Wein manchen schon ein leichtes bis mittleres Rauschgefühl beschert, merken andere davon noch gar nichts. Der Internist Ivo Grebe kennt die Gründe.
Mit dem Alkoholkonsum ist es wie mit so vielen Dingen: Maß halten ist das Gebot. Doch während die einen von ihrem Körper schon früh spürbar ein Stoppsignal gesendet bekommen, können andere scheinbar problemlos große Mengen trinken.
Dabei spielen Gene und Gewöhnung eine Rolle, erklärt der Arzt Ivo Grebe im Interview - in dem er auch klarstellt: „Alkohol ist ein Zellgift.“
Frage: Zwei Personen, gleiches Alter, gleiches Gewicht. Die eine fühlt sich schon nach einem Bier beschwipst, die andere kann sechs Bier trinken und fühlt sich noch okay. Woran kann das liegen?
Ivo Grebe: Einmal natürlich am Geschlecht. Die Verträglichkeit von Alkohol ist bei Frauen geringer, oder besser gesagt: Sie bauen Alkohol im Schnitt schlechter ab als Männer.
Das Zweite ist, dass eine gewisse Gewöhnung eine Rolle spielt. Jemand, der regelmäßig Alkohol trinkt, hat eine Toleranz, die höher liegt als bei jemanden, der das nur sporadisch macht.
Frage: Liegt das am Stoffwechsel, also passt der sich an?
Grebe: Mit Stoffwechsel hat das gar nichts zu tun, sondern mit Enzymen in der Leber. Diese sind entscheidend dafür verantwortlich, wie schnell und in welchem Umfang Alkohol abgebaut wird.
Wie ausgeprägt die Aktivität dieser Enzymsysteme ist, ist genetisch festgelegt und individuell unterschiedlich. Eine Gewöhnung an Alkohol kann aber dazu führen, dass sich mehr solcher Enzyme bilden und der Alkohol in der Leber dann schneller abgebaut wird. Die höhere Toleranz führt auch dazu, dass Rauschsymptome wie unsicheres Gehen, Benommenheit oder verschwommene Sprache später auftreten.
Frage: Kann man sagen, dass solche Symptome und ein Katergefühl am nächsten Tag eine Art natürlicher Schutzmechanismus des Körpers sind, der uns damit sagt: „Vorsicht, was du da machst, tut dir nicht gut!“?
Grebe: Ganz klar. Es ist ein Signal des Körpers. Alkohol ist ein Zellgift für den Organismus - das darf man nie vergessen. Und das bezieht sich auf alle Zellen, nicht nur in der Leber. Der menschliche Körper kann mit Alkohol an sich überhaupt nicht gut umgehen.
Ein Kater nach dem Alkoholkonsum ist ein sehr unterschiedliches Empfinden. Manche haben stärker damit zu tun, manche weniger. Aber es sollte immer ein Alarmsignal sein, dass man bitte die Finger von größeren Alkoholmengen lässt.
ZUR PERSON: Dr. Ivo Grebe ist seit rund 40 Jahren als Facharzt für Innere Medizin tätig und Vorstandsmitglied im Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI).