Heidelberg. Wissenschaftler fanden einen neuen Ansatz zur Behandlung von schweren Depressionen. Der dabei eingesetzte Hirnschrittmacher wird schon bei der Behandlung von Parkinson-Patienten erfolgreich angewandt. Der erste Eingriff dieser Art fand jetzt an der Universitätsklinik Heidelberg statt

Die Therapie von Patienten mit Depression ist oft schwierig. Vielen Betroffenen helfen weder Medikamente noch Krampftherapien. Mit dem neuen Ansatz der Hirnstimulation könnte auch Patienten geholfen werden, die auf bisher übliche Behandlungen nicht reagieren.

Patientin ist beschwerdefrei

Neurochirurgen der Universitätsklinik Heidelberg haben weltweit erstmals eine Patientin erfolgreich durch die Stimulation einer winzigen Nervenstruktur im Gehirn, der so genannten Habenula, behandelt. Der 64 Jahre alten Frau halfen zuvor weder Medikamente noch eine Elektrokrampftherapie, wie die Klinik am Freitag mitteilte. Seit dem Eingriff am 3. Juni 2009 sei die Patientin ohne zusätzliche Elektrokrampftherapie beschwerdefrei.

Elektroden stimulieren Nervenstruktur

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die stimulierte Nervenstruktur bei einer Depression hyperaktiv ist und dadurch die Balance der Nervenübertragungsstoffe im Hirnstamm gestört wird, wie es in der Mitteilung heißt. Die Depression ist eine häufige psychiatrische Erkrankung; rund ein Drittel der Patienten spricht nicht auf eine medikamentöse Therapie an. Auch die Elektrokrampftherapie, die bei sehr schweren Fällen angewandt wird, ist nicht immer wirksam, berichtete die Klinik.

Dies war auch bei der Patientin der Fall, die bereits zwei Suizidversuche hinter sich hat. Bei der tiefen Hirnstimulation werden Elektroden ins Gehirn eingesetzt, die über Kabel unter der Haut mit einem elektronischen Impulsgeber verbunden sind, der im Brustbereich implantiert ist. Die Elektroden setzen Strom frei, der kontinuierlich spezifische Hirnareale stimuliert.

Diese auch als «Hirnschrittmacher» bezeichnete Therapie wird bereits erfolgreich bei Patienten eingesetzt, die an der Parkinson-Krankheit oder anderen Bewegungsstörungen litten. Die Heidelberger Wissenschaftler planen zu der neuen Behandlungsmethode bei Depressionen eine umfangreiche Studie. (apd)