Essen. Moritz Krebs, Sohn des an Lungenkrebs verstorbenen Essener Schauspielers Diether Krebs, berichtet über seine Erfahrungen mit der Krankheit. Was die Familie während dieser Zeit bewegt hat und wie sie die Schicksalsschläge verarbeitet hat, darüber spricht er im Interview mit DerWesten.

Moritz Krebs, Sohn des vor neun Jahren verstorbenen Schauspielers Diether Krebs, hat als Angehöriger seine eigenen bitteren Erfahrungen mit der Erkrankung gemacht. Vor zwei Jahren verstarb auch seine Mutter infolge eines Tumors.

Heute engagiert sich Moritz Krebs vor allem für Angehörige von Erkrankten und berichtet während den Veranstaltungsreihen der Aktion Rückenwind – Hilfe bei Lungenkrebs über seine Erfahrungen. Wie er mit diesen Erlebnissen umgeht und wie er jetzt anderen Menschen hilft, lesen sie in diesem Interview.

Wie haben Sie von der Erkrankung Ihres Vaters erfahren?

Moritz Krebs: Das war eher zufällig. Eigentlich war er zur Nachuntersuchung einer Bypassoperation im Krankenhaus. Dann wurde ein Schatten auf der Lunge festgestellt. Gerade weil wir nichts vermutet haben, war es ein Schock für die ganze Familie.

Was war Ihr erste Gedanke, als Sie von der Erkrankung erfahren haben?

Moritz Krebs: Natürlich hatte ich, wie viele andere in ähnlichen Situationen die selben Fragen, wie: warum er? Aber weil mein Vater sehr positiv mit der Diagnose umgegangen ist und immer seine Fassung bewahrt hat, habe ich auch versucht die Situation anzunehmen. Er selbst hat mir sozusagen die Angst genommen. Außerdem war es in diesem Moment viel wichtiger, dass wir an seiner Seite waren und ihn unterstützt haben.

Wie ist Ihr Vater mit der Erkrankung umgegangen?

Moritz Krebs: Mein Vater ist immer sehr stark gewesen. Er hat gesagt, dass der Tod schon zwei mal bei ihm war und so lange er nicht hinsieht, wird der Tod auch diesmal wieder gehen. Das hat der ganzen Familie Mut gemacht. Wir hatten immer schon ein enges Verhältnis zueinander, aber die Krankheit hat uns noch enger zusammengeschweißt.

Wie hat sich die Erkrankung auf den Alltag ausgewirkt?

Moritz Krebs: Eigentlich gar nicht. Mein Vater stand noch drei Tage vor seinem Tod auf der Bühne und hat sein Leben nicht eingeschränkt. Auch geraucht hat er weiter – Er hat gesagt, dass es nun zu spät ist und er keinen Grund sieht, mit dem Rauchen aufzuhören. Er war wirklich ein Dickkopf. Auch ich habe mich nicht ständig mit dem Thema Krebs befasst. Das wollte mein Vater auch nicht.

Wie war es dann, als auch ihre Mutter erkrankte?

Moritz Krebs: Ich wusste, was mich erwartet und war nicht so verunsichert. Deshalb konnte ich mich ganz auf sie konzentrieren. Ich bin, nachdem ich von der Diagnose erfahren habe, bei ihr eingezogen um für sie da zu sein und bin auch froh über diese Entscheidung gewesen.

Wie wichtig sind Informationen zum Thema Krebs?

Moritz Krebs: Als ich von der Krebserkrankung meines Vater erfahren habe, war ich erst 20 Jahre alt und hatte mich bis dahin noch nie mit dem Thema beschäftigt. Außerdem dachte ich, dass nur ältere Menschen Krebs bekommen und mein Vater war ja erst 52. Informiert habe ich mich in dieser Zeit nicht. Bei der Krebsdiagnose meiner Mutter war das anders. Da habe ich mir vor allem im Internet Informationen geholt und viel zu diesem Thema gelesen.

Ich habe während dieser Zeit auch Anlaufstellen gesucht, vor allem für Angehörige wie mich. Aber da gibt es nicht viele. Natürlich stehen die Erkrankten im Vordergrund, aber ich finde, auch auf die Angehörigen sollte stärker eingegangen werden.

Sollten Angehörige auch in Selbsthilfegruppe Hilfe suchen?

Moritz Krebs: Selbsthilfegruppen sind für Angehörige sehr gut! So kann man mit anderen Menschen, die ähnliches erleben in Kontakt treten. Man kann von den Erfahrungen anderer profitieren und sich über Probleme austauschen.

Was raten Sie Angehörigen?

Moritz Krebs: Sie sollten versuchen so normal wie möglich mit dem Erkrankten umzugehen, und das Leben nicht rapide umstellen. Was ich vor allem bei Lungenkrebs sehr schlimm finde ist, das Vorurteil: Wer an Lungenkrebs erkrankt ist, ist selbst Schuld. Schuldzuweisungen haben bei so einem Schicksalsschlag einfach nichts zu suchen.

Warum engagieren Sie sich bei der Aktion Rückenwind – Hilfe bei Lungenkrebs?

Moritz Krebs: Ich finde es wichtig, dass die Angehörigen mehr in das Zentrum rücken und wir ihnen Hilfe anbieten. Viele trauen sich nicht mit dem Erkrankten über die eigenen Ängste zu sprechen. Ich hätte mir diese Möglichkeit gewünscht.

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