Frankfurt a.M. Wenn behinderte Menschen ins Krankenhaus kommen, steht das Personal oft vor Problemen. Ein Grund ist die eingeschränkte Sprachfähigkeit.
Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband mahnt eine bessere Behandlung behinderter Patienten in Kliniken an. «Es ist noch ein weiter Weg bis zum inklusiven Krankenhaus», schreibt Verbandsvorsitzender Christoph Radbruch in einem Gastbeitrag für den Fachdienst «epd sozial». Zwar gelinge es evangelischen Kliniken, diese Patientengruppe qualitativ gut zu versorgen. «Dieses Ziel müssen aber alle Akteure in der Gesundheitspolitik in den Blick nehmen. Jeder trägt dafür eine 'geteilte Verantwortung'», betont der Vorstandsvorsitzende der Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg, einem diakonischen Sozialträger von Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Angeboten für Menschen mit Behinderungen.
In Deutschland leben nach seinen Angaben rund 7,8 Millionen Schwerbehinderte, rund zehn Prozent der Gesamtbevölkerung. Wenn sie zur stationären Behandlung ins Krankenhaus kommen, stehe das Personal oft vor großen Problemen. Denn die Patienten seien nicht selten eingeschränkt sprachfähig oder verhielten sich herausfordernd. «Sie versuchen wegzulaufen, schreien und wollen sich nicht behandeln lassen. Häufig ist der Auslöser für solches Verhalten: Angst vor dem Ungewohnten, Angst vor dem Kontakt mit Fremden, Angst vor der Behandlung», erläutert Radbruch.
Personal muss geschult werden
Doch Reaktionen wie diese seien mehr als ein Abwehrmechanismus. «Häufig stellen sie für den Patienten eine Form der Kommunikation dar: Sie sollen die verminderte Sprachfähigkeit ausgleichen.» Pflegekräfte und Ärzte müssten diese nonverbale Kommunikation richtig deuten können. «Dafür müssen alle am Prozess der Pflege Beteiligten kompetent geschult sein», fordert der Verbandschef. Er warnte zudem davor, die Schwierigkeiten bei der Behandlung von Betroffenen zu sehr in den Vordergrund zu rücken: «Sie lassen uns den Menschen dahinter vergessen.»
Um diese Patienten qualifiziert versorgen zu können, müsse das Personal geschult werden. «Hierzu müssen Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten geschaffen werden.» Alle Beschäftigten in Krankenhäusern müssten in der Lage sein, jedes Verhalten als eine Art der Kommunikation wahrzunehmen und es bestmöglich zu interpretieren.
Diakonischer Auftrag
Radbruch erinnert daran, dass evangelische Kliniken neben dem gesellschaftlichen auch einen diakonischen Auftrag haben: eine Verantwortung gegenüber denen, die ein besonderes Schutzbedürfnis haben. Das sei allen Mitarbeitern bewusst. Und so könne er für die in seinem Verband organisierten Kliniken «ganz selbstbewusst sagen: Wir versorgen Menschen mit Behinderung qualifiziert.» (epd)