Berlin. Laut einer aktuellen Studie werden Therapien und Heilmittel oft falsch verordnet und treiben damit die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen in die Höhe. Das ergab der sechste Heil- und Hilfsmittelreport der Gmünder Ersatzkasse.
Am Dienstag wurde in Berlin der sechste Heil- und Hilfsmittelreport der Gmünder Ersatzkasse (GEK) vorgestellt. Demnach sollen Therapien, wie beispielsweise Massagen, von Ärzten oft falsch verordnet werden, und damit vor allem den gesetzlichen Krankenkassen Kosten verursachen.
Bis zu zwei Prozent der erwachsenen Bevölkerung leide zum Beispiel unter dem kaum bekannten Fibromyalgiesyndrom, einer chronischen Schmerzerkrankung. Die Krankheit verursache Kosten in der Dimension von Diabetes-, Rheuma- oder Rückenschmerzbehandlungen. Die Therapie laufe aber häufig in die falsche Richtung. So würden oft Massagen statt aktivierender Krankengymnastik verordnet, deren medizinischer Nutzen fraglich sei.
Heil- und Hilfsmittel sind - nach den Kosten für Krankenhäuser, Arzneimittel und niedergelassene Ärzte - der viertgrößte Ausgabenblock in der gesetzlichen Krankenversicherung. Laut Studie stiegen die Ausgaben in diesem Bereich zwischen 2007 und 2008 um 5,6 Prozent.
Der Studienautor, Gerd Glaeske, vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen, kritisierte eine mangelnde Transparenz bei den Ausgaben. Es gebe starke regionale Unterschiede, die medizinisch kaum zu rechtfertigen seien.
GEK-Vorstand Rolf-Ulrich Schlenker mahnte, Ärzte verschrieben bestimmte Therapien zum Teil vorschnell. Mittlerweile bekomme jeder elfte GEK Versicherte unter zehn Jahren logopädische oder ergotherapeutische Therapien verordnet. «Offenbar werden immer früher Ärzte, Ergotherapeuten und Logopäden hinzugezogen, auch weil Eltern und Erzieher verunsichert oder überfordert reagieren», sagte Schlenker. Hier müsse genauer hingeschaut werden, um zu vermeiden, «dass wir zur Therapiegesellschaft werden».(ddp)