Thousand Oaks. Sanfte Berührungen können Menschen mit neurologischen Erkrankungen das Leben erleichtern. Das haben amerikanische Forscher in einer Studie mit Multiple-Sklerose-Patienten herausgefunden.

MS-kranken Menschen fällt das Greifen und Anheben von Gegenständen sehr schwer. Schnelle Ermüdungserscheinungen sind die Folge. Sowohl die Kraftanstrengung als auch die Reaktionszeit lassen sich den Forschern zufolge jedoch vermindern, indem die Patienten vor der Aktion mit der anderen Hand das Gelenk der ausführenden Hand berühren. Die Berührung wirke vermutlich stimulierend und unterstütze den optischen Reiz, schließen Alexander Aruin von der University of Illinois in Chicago und sein Team.

Die Wissenschaftler verglichen Testpersonen, die an Multipler Sklerose litten, mit gesunden Menschen gleichen Geschlechts und ähnlichen Alters. Auf Anweisung der Forscher mussten die Freiwilligen Gegenstände greifen, anheben und an einem anderen Ort wieder ablegen. In einem anderen Experiment sollten sie die Gegenstände an den Mund führen, um einen Trinkvorgang zu simulieren. Das Ergebnis: Die MS-Patienten brauchten für alle Vorgänge signifikant länger und mussten deutlich mehr Kraft aufwenden als die gesunden Probanden.

Berührungen geben Vorwarnung

Nun wiesen Aruin und seine Kollegen die MS-Patienten an, mit ihrer einen Hand das Gelenk der anderen Hand zu berühren, mit der sie beabsichtigten, nach dem Gegenstand zu greifen. Verblüffenderweise fiel es den Patienten nach dieser Berührung deutlich leichter, die Aktion durchzuführen.

Nach Ansicht der Forscher liegt die Vermutung nahe, dass die Berührung auf das Gehirn wie eine Vorwarnung wirkt: Achtung, gleich passiert etwas mit dieser Hand. Der Reiz sei also eine zusätzliche Stimulation, die deutlich stärker wirke, als das bloße Vorhaben und der optische Reiz beim Anschauen des Gegenstandes.

Erkenntnisse auch wichtig für andere neurologische Erkrankung

Die neuen Erkenntnisse könnten nicht nur MS-Patienten helfen, sondern auch Menschen, die an Parkinson oder anderen neurologischen Erkrankungen leiden, hoffen die Wissenschaftler. Bei vielen neurologischen Erkrankungen fallen den Betroffenen alltägliche Handlungen sehr schwer, weil sie beim Anziehen, beim Greifen von Gegenständen oder beim Essen und Trinken übermäßig viel Kraft aufbringen müssen. Müdigkeitserscheinungen und Muskelschwäche sind die Folgen. Die Forscher wollen nun verbesserte Trainingsmethoden entwickeln, die auch bei der Rehabilitation von Schlaganfallpatienten zum Einsatz kommen könnten. (ddp).