Essen. Einen Adlerblick behalten die wenigsten, irgendwann braucht man eine Lesehilfe. Doch muss man eine Brille sein Leben lang tragen? Die Alternativen.

„Erst das Auge erschafft die Welt“, sagt Christian Morgenstern – und damit wir sie in ihren Details sehen können, müssen viele von uns eine Brille aufsetzen: Rund 63 Millionen Brillenträger zählt der Berufsverband der Augenärzte in Deutschland, die mehr oder weniger begeistert auf ihr „Nasenfahrrad“ zurückgreifen. Doch wann sollte man über eine Alternative nachdenken?

Welche Tipps und Tricks gibt es, um sich an die Brille zu gewöhnen?

Eine maßgeschneiderte Brille sollte laut Professor Dieter Friedburg, der beim Augenärzte-Berufsverband für die Brillen zuständig ist, weder stören noch rutschen. Dafür sorgen nach seinen Worten die Silikon-Pads, mit denen die Brille auf der Nase sitzt, sowie gut angepasste Bügel. Günstige Lösung für Sportler: Gummibänder, die sonst in Hosen gezogen werden, zuschneiden, an die Brille knoten und unter den Haaren verstecken. „Wer bei Regen oder Schnee nicht durch eine beschlagene Brille behindert werden möchte, trägt seine Zweitbrille in der Tasche mit sich und setzt sie auf, wenn er in warme Räume kommt“, sagt der Experte, früher Leiter der städtischen Augenklinik in Krefeld.

Wann sollte man sich Gedanken über Alternativen machen?

Wenn die Brille Kopfschmerzen verursacht, sollte man das auf Dauer nicht hinnehmen. Dr. Wilhelm Ekrod, Augenarzt in Gladbeck: „In der Eingewöhnungszeit sind sie bei Mehrstärken- oder Gleitsichtbrillen normal. Halten die Beschwerden an, sollte ein Augenarzt oder Optiker die Ursache abklären.“ Es gibt nach seinen Worten Situationen, in denen die Korrektur der Sehschwäche mit einer Brille generell schwierig werden kann. „Das ist zum Beispiel bei hohen Dioptrienwerten der Fall, die entsprechend starke Brillengläser erfordern. Diese Gläser benötigen einen aufwendigen und hochpräzisen Schliff, sonst kann es zu einer unterschiedlichen Brechung von Farben kommen.“

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Welche Möglichkeiten gibt es bei welcher Art von Fehlsichtigkeit?

Kontaktlinsen sind nach Ansicht von Dieter Friedburg eine ernst zu nehmende Alternative. Sie gleichen Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit sowie Hornhautverkrümmungen aus. Bifokale oder multifokale Kontaktlinsen, die von einem Spezialisten angepasst werden, vereinen mehrere Stärken in einer Linse und können die Alterssichtigkeit ausgleichen. Die Entscheidung für weiche oder harte Linsen sollte gemeinsam mit dem Augenarzt getroffen werden.

Hierbei kommt es darauf an, was die Hornhaut besser verträgt. Dr. Ekrod ergänzt: Ein Nachteil sei, dass die feinen Kunststoffschalen penibel gepflegt werden müssen, damit man nicht an einer bakteriellen Augen- oder Pilzinfektionen erkrankt. Der chirurgische Spezialist führt an: „Mit Augenlaserkorrekturen wie der LASIK lassen sich Kurzsichtigkeiten bis zu minus zehn Dioptrien, Weitsichtigkeiten bis zu plus vier Dioptrien und Hornhautverkrümmungen bis zu sechs Dioptrien korrigieren.“ Wer sehr schlecht sehe, könne zusätzlich eine Kunstlinse implantiert bekommen.

Was sind Vor- und Nachteile?

Professor Dieter Friedburg, der in der Gutachterkommission für ärztliche Behandlungsfehler sitzt, sieht Operationen kritisch: „Sie können nicht rückgängig gemacht werden und sind immer mit der Gefahr von Komplikationen verbunden.“ So habe man keine Garantie dafür, dass eine Kurzsichtigkeit durch einen Eingriff behoben werde – es könne sogar sein, dass man schlechter sehe als zuvor. Wilhelm Ekrod argumentiert: „Augenlaserkorrekturen wie die LASIK werden seit über 20 Jahren erfolgreich eingesetzt. Der ambulante Eingriff ist kurz und der Patient kann am selben Tag nach Hause gehen.“

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Pro Auge dauert er nach seinen Worten etwa zehn Minuten, das Lasern selbst nehme wenige Sekunden in Anspruch. So können laut Ekrod Sehschärfen von etwa 100 Prozent erreicht werden. Zu den Nebenwirkungen zählen trockene Augen oder Blendeffekte in der Dunkelheit, die nach einiger Zeit nachlassen sollten. Eine Nachsorge durch spezielle Tropfen und Untersuchungen im Laserzentrum soll ernsthafte Nebenwirkungen möglichst verhindern. Allerdings betont Experte Ekrod: „Eine Augenlaserkorrektur macht eine Sehhilfe nicht ein Leben lang überflüssig.“ Der natürliche Prozess der Alterssichtigkeit verschont gelaserte Augen nicht.

Kann auch eine Alterssichtigkeit operativ „behoben“ werden?

Eine Operation, die eigentlich gegen Grauen Star hilft, kann laut Wilhelm Ekrod auch die Alterssichtigkeit beheben: Dabei ersetzt eine spezielle Multifokallinse die natürliche Linse. Ekrod: „Über einen winzigen Schnitt am Rande der Hornhaut entnimmt der Chirurg die natürliche Linse und setzt die Kunstlinse ein.“ Der Hornhautschnitt verheile in der Regel von selbst und der Patient könne meist am selben Tag entlassen werden. Professor Friedburg weist darauf hin, dass die Multifokallinse eine bewusste Unschärfe durch den Verlust von Kontrasten verursache. „Außerdem fühlt man sich abends besonders beim Autofahren schneller geblendet.“