Düsseldorf. Tragbare Technik sammelt direkt am Körper Gesundheitsdaten. Bei der weltgrößten Medizinmesse, der Medica in Düsseldorf, waren die „Wearables“ einer der Haupttrends. Ein Überblick über die neuen Messgeräte, vierdimensionales Ultraschall, Licht gegen Schuppenflechte und vieles mehr.

Wir wollen wissen, was mit unserem Körper los ist – und was wir unternehmen müssen, wenn etwas nicht stimmt oder sich Krankheiten anbahnen. Dazu wurden auf der weltgrößten Medizinmesse Medica in Düsseldorf die passenden Geräte vorgestellt: für die genaue Kontrolle und Behandlung in der Arztpraxis und Zuhause. Bis zum Wochenende waren in 19 Messehallen bei der Medica und der Compamed, der Zulieferermesse der medizintechnischen Industrie, rund 5500 Aussteller zu Gast. Eine Auswahl interessanter Neuheiten.

Tragbare Messgeräte

Man knöpft sie sich ans Hemd oder clipst sie sich ans Ohr: So genannte „Wearables“ liegen voll im medizintechnischen Trend. Das sind Messgeräte, die ganz nah am oder quasi im Körper eingesetzt werden – für sie gab es auf der Medica sogar einen eigenen Stand. Dazu zählt der ins Ohr einsetzbare Kopfhörer der Firma Cosinuss. Mit ihm können Mediziner, aber auch Sportler den Puls oder die Sauerstoffsättigung messen. Rund 149 Euro soll das handliche Gerät kosten, das seine Daten kabellos an ein Smartphone überträgt, wo sie mithilfe einer App ausgewertet werden.

Ein anderes „Wearable“ sind die Biosensoren der chinesischen Firma Rootilabs – man trägt sie auf der Haut am Hemd und sie können auf dem Smartphone nicht nur die Herzaktivität anzeigen, sondern auch warnen, wenn der Träger zu sehr gestresst ist. Dann werden ihm entspannende Atemübungen vorgestellt. Die Sensoren gibt es auch zum Aufstellen im Raum. Sie messen die UV-Strahlung in der Umgebung und mahnen gegebenenfalls, dass man sich mit Sonnenmilch eincremen muss.

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Das Kind im Mutterleib

Wenn ein Kind im Mutterleib heranwächst, wollen Mediziner und Eltern genau wissen, wie es ihm geht. Nachschauen kann man jetzt schon ab der achten Woche, und zwar mit „Voluson E10“, einem Ultraschallgerät von GE Healthcar. Es hat einen so genannten „Silhouettenmodus“, der so früh schon plastische Umrisse des Fötus‘ erkennen lässt. Dessen Bewegungen sind vierdimensional von allen Seiten zu sehen.

„HDlive“ nennt das Unternehmen die Technologie, die den Ultraschall in ein elektronisches Signal umwandelt und eine virtuelle Lichtquelle hinzufügt. So sind auch Aufnahmen von Blutgefäßen, des Herzens und anderer Organe möglich. Kurz vor der Geburt kann dann der kabellose Wehenschreiber Avalon CL von Philips bei der Überwachung helfen – während die Mutter auf und ab geht. „Ihre Herztöne werden an ihrer Bauchdecke gemessen, deshalb ist eine Verwechslung mit denjenigen des Kindes nicht möglich“, sagt Sprecherin Anke Ellingen.

Ultraschallsonde

Wenn Chirurgen einem Patienten eine neue Herzklappe einsetzen, ist es sinnvoll, gleich zu überprüfen, ob sie sich am passenden Platz befindet und das Herz richtig durch sie hindurch pumpt. Feststellen lässt sich das durch eine Ultraschallsonde, die der Patient schluckt – damit sie von der Speiseröhre aus genaue Aufnahmen des Herzens liefert. „True Volume TEE“ heißt die Sonde, die Siemens auf der Medizinmesse zeigte. „Bisher konnten die Operateure erst nach dem Eingriff anhand von verschiedenen Bildern feststellen, ob sie erfolgreich gearbeitet haben. Das ist nun mit dreidimensionalen Aufnahmen des Blutflusses in Echtzeit möglich“, erklärt Siemens-Sprecher Rüdiger Jacobs.

Patienten mit Ebola

Menschen mit ansteckenden Infektionskrankheiten wie Ebola müssen isoliert behandelt werden. Doch wie werden sie transportiert und was machen Kliniken, die keine entsprechenden Räume für die Therapie zur Verfügung haben? Eine Lösung kann ein Bett sein, auf das sich eine transparente Schutzkammer aufsetzen lässt. Die Luft, die entweicht, wird gefiltert und frische zugeführt. Die Ärzte können den Patienten mithilfe von fest installierten Kunststoffhandschuhen behandeln. „Ein Geschenk von Israel an Afrika“, sagt Ron Lev von Savion Industries. Matthias Quickert vom Fahrzeughersteller WAS (Wietmarscher Ambulanz- und Sonderfahrzeug GmbH) zeigte auf der Medica einen Infektionsrettungswagen mit einer Luftaufbereitungsanlage, der komplett desinfiziert werden kann.

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Licht gegen Schuppenflechte

Immer mehr medizintechnische Geräte können inzwischen nicht nur in der Arztpraxis, sondern auch zu Hause genutzt werden. Dazu zählt beispielsweise eine Therapie mit einem etwa handtellergroßen Gerät, dem blaues LED-Licht entströmt. Es nennt sich „Philips BlueControl“ und kann von Menschen mit Schuppenflechte an Armen oder Beinen befestigt werden – je nachdem, wo sich schuppige Hautstellen befinden, an denen sich vermehrt Zellen bilden. Studien der Uniklinik Aachen sollen laut dem Unternehmen bewiesen haben, dass das blaue LED-Licht die Symptome zu 50 Prozent lindert. Das Gerät kostet rund 700 Euro.

Verletzungen kühlen ohne Eis

Es ist auch möglich, sich mit einfachen Mitteln selbst zu helfen – etwa bei einer Gelenkverletzung, die gekühlt werden muss. Anstatt ein Cool­pack aus dem Eisschrank zu nehmen und mit einem Handtuch zu umwickeln, greift man künftig vielleicht zum „Arctic Tape“ von Vitality Depot aus Kanada: Das ist ein weicher, gummiartiger und dehnbarer Kompressionsverband, der ein besonderes Gel enthält. Berührt der Verband den Körper, wird er durch Verdampfung auf angenehme 27 Grad herunter gekühlt. Für knapp 13 Euro könnte er hierzulande auf den Markt kommen, wenn ein Vertriebspartner gefunden wird.