Essen. Der Termin des Osterfests verschiebt sich je Jahr um Tage oder gar Wochen. Den frühest möglichen Termin erlebt wohl niemand von uns.
Heiligabend ist immer am 24. Dezember, Anlass ist für Christen der Geburtstag von Jesus Christus. Und Ostern? Ist im Christentum noch wichtiger als Weihnachten, doch das Datum wechselt jedes Jahr. Warum?
Seit langem feiern 2025 alle christlichen Kirchen Ostern am selben Datum. Über den Grund berichtete im Herbst vergangenen Jahres das Kölner „Domradio“: Auch bei der orthodoxen Kirche ist der Ostersonntag 2025 am 20. April, hieß es in dem Bericht, sonst weicht der Termin untereinander ab. Grund sind verschiedene Kalender der östlichen und westlichen christlichen Kirchen. In den meisten christlichen Kirchen im Osten ist der Julianische Kalender Grundlage, der auf Caesar zurückgeht, im Westen seit dem Jahr 1582 die Kalenderreform unter Papst Gregor XIII, also der Gregorianische Kalender.
Ostern kann im Kalender von März bis April vagabundieren
„Unter Gregor wurde festgelegt, dass ein Jahr auf der Erde genau 365,2425 Tage umfasst, erläuterte jüngst der Kölner Pfarrer Franz Meurer im WDR-Hörfunk. „Deshalb gibt es alle vier Jahre ein Schaltjahr und alle 3000 Jahre kommt noch ein Extra-Tag hinzu.“ Doch dass Ostern im Kalender zwischen März und April vagabundiert, das hat mit dem Mond zu tun, erläuterte Meurer.
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„Ostern wird als das älteste Fest der Christenheit am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert“, erläuterte das Domradio. Der frühest mögliche Termin ist demnach der 22. März, wenn die Nacht zuvor Vollmond ist und auf den nächsten Tag ein Sonntag trifft. Der Blick in den Kalender zeigt, wie selten das ist: Vor mehr als 200 Jahren gab es zuletzt einen Ostersonntag zum frühesten Termin: 1818.
Ostersonntag 2024 fiel auf den 9. April, 2023 war es der 17. April, 2022 der 4. April. Das hat auch Auswirkungen auf den Karneval. Denn die christliche Fastenzeit beginnt Aschermittwoch, und der Tag liegt immer 40 Tage vor Ostern. Für 2025 heißt das, für die Hoch-Phase der Session ab Neujahr gab es neun Wochen Zeit, 2024 waren es sechseinhalb, 2011 laut Meurer dagegen nur viereinhalb Wochen: „Katastrophe für die Jecken!“
Der Oster-Termin hängt von den Mondphasen ab
Im Jahr 325 sollte auf dem ökumenischen Konzil von Nikäa auch eine Regelung für das gesamte römische Reich getroffen werden, für ein Osterdatum. Historischen Überlieferungen nach hatten sich damals wohl mindestens 200 Bischöfe und andere kirchliche Würdenträger in der Stadt unweit von Konstantinopel versammelt. Ob eine verbindliche Grundlage zur Berechnung vereinbart wurde, ist nicht überliefert, heißt es. Es wurden jedoch, laut einem Bericht bei der Humboldt-Gesellschaft „die Eckpunkte des kirchlichen Kalenders festgelegt“. So bestimmt der mondabhängige Ostertermin auch die anderen beweglichen Feste des Kirchenjahres, wie Aschermittwoch, Palmsonntag, Christi Himmelfahrt und Pfingstsonntag.
Der Oster-Termin ist - wie andere Festtage auch - von mehreren Größen abhängig, die ihn durch den Kalender wandern lassen, erläutert der Bericht: „Weil die 365 Tage des Jahres nicht durch sieben teilbar sind, also keine ganze Zahl von Wochen ausmachen, sind alle Tages datierten Feste um sieben Wochentage verschiebbar (wie etwa die Adventssonntage; Red.). Wo aber ein bestimmter Wochentag, meist ein Sonntag, für die Feier gefordert ist, muss das Datum um sieben Einheiten schwanken, und wo zusätzlich zum Wochentag noch eine bestimmte Mondphase gefordert ist, muss das Datum um die Differenz zwischen Mondphasendatum und Sonnenjahrsdatum schwanken.“
Der erste Frühlingsvollmond ist entscheidend
Das Oster-Datum zu finden, hat seine Tücken, zeigen die Erläuterungen der Humboldt-Gesellschaft, die sich im Mai 1998 auf einer Sitzung mit der „christlichen Zeitrechnung“ befasste. Dort heißt es: „Da Ostern auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond fallt, schwankt sein Datum nicht bloß um sieben Wochentage, sondern zusätzlich um die Differenz zwischen Mond- und Sonnenmonatsdatum. Bei einem fixen Frühjahrsbeginn am 21. März kann der erste Frühjahrsvollmond zwischen dem 21. März und dem 18. April stattfinden, Ostern aber - der Sonntag danach - auf 35 verschiedene Daten zwischen dem 22. März und dem 25. April fallen.“
Den Oster-Termin je Jahr zu festzulegen, ist komplex. Auf der Website der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) findet sich diese Erläuterung: „Die Bestimmung des kalendarischen Datums nutzt die zyklische Natur der Erd- und Mondbewegung aus (76 Jahre = 940 Mond-Monate = 27.759 Tage, Kallippischer Zyklus, benannt nach Kallippos aus Kyzikos, um 330 v. Chr.).“ Allerdings habe der Kalippische Zyklus später „gewisse Korrekturen“ gebraucht, um das Oster-Datum korrekt zu bestimmen. Es sei dann der Mathematiker Carl Friedrich Gauß gewesen, der im 19. Jahrhundert aus alten Schriften „eine praktische Rechenvorschrift abgeleitet“ hatte - die sich schließlich in modernisierter Form in Computerprogramme habe übersetzen lassen.
„Kalendarische Turbulenzen“ durch den Oster-Termin
Die PTB in Braunschweig hat mit Hilfe der Berechnungen eine Liste aller Ostertermine bis ins Jahr 2031 veröffentlicht. 2026 wird Ostern wieder früher sein, als in diesem Jahr, 2027 gar wieder Ende März. Da am Oster-Termin so viele weitere christliche Feiertage hängen, spricht die Humboldt-Gesellschaft im genannten Bericht von „kalendarischen Turbulenzen des Osterfestkreises“. Sie beträfen „die Monate Februar bis Juni“, die zweite Jahreshälfte sei in dieser Hinsicht „wesentlich ruhiger“.
Als letztes an Ostern geknüpftes Fest falle Fronleichnam, das erst im 13. Jahrhundert eingeführt worden war, „spätestens auf den 24. Juni“, erläutert die Humboldt-Gesellschaft. Zuletzt sei das 1943 gewesen, das nächste Mal im Jahr 2038.
Den frühest möglichen Termin für Ostersonntag werden wir indes „alle nicht erleben“, sagt der Kölner Pfarrer Franz Meurer. Es ist nach seinen Angaben der 22. März 2285.