NRW. Für den Ernstfall trainieren Bundeswehrpiloten mit Kampfhubschraubern – auch über NRW. Das ist der Sinn der nächtlichen Manöver.

  • Regelmäßig sind nachts Kampfhubschrauber über NRW unterwegs.
  • Manchmal fliegen die Hubschrauber auch in relativer Bodennähe über das Gelände.
  • Ein Offizier der Bundeswehr erklärt den Sinn dieser Nachtflüge.

Junge Pilotinnen und Piloten der Bundeswehr haben zuletzt Anfang Februar 2025 schwierige Flugmanöver auch über NRW geübt. Kampfhubschrauber vom Typ „Tiger“ wurden beispielsweise über dem Sauerland gesichtet. Solche Übungen finden laut Bundeswehr regelmäßig statt – immer über anderen Orten. Dass die Manöver in der Dunkelheit trainiert werden und die Helikopter teilweise weniger als 30 Meter über dem Boden fliegen, hat seine Gründe.

Über welche Orte fliegen die Kampfhubschrauber?

Die „Tiger“ sind beim Kampfhubschrauberregiment 36 im hessischen Fritzlar stationiert. Zuletzt gab es von dort aus Übungsflüge mit vier Hubschraubern über Hessen, Thüringen, Südniedersachsen und eben auch Nordrhein-Westfalen. Die sauerländische Stadt Medebach, in deren Nähe die Hubschrauber zuletzt kreisten, liegt nur knapp 60 Kilometer vom Heeresflugplatz Fritzlar entfernt. Maximal 290 Kilometer können die „Tiger“ pro Stunde zurücklegen, also sind bei Übungsmanövern auch viele weitere Ziele in NRW erreichbar.

Foto Brilon
Michael Meysing ist Presseoffizier des Kampfhubschrauberregiments 36 in Fritzlar.   © WP | Bundeswehr

Um die Störungen für die Bevölkerung so gering wie möglich zu halten, wechselt die Bundeswehr das Übungsgebiet immer wieder. Aber es gibt noch einen weiteren Grund: „Da die Piloten alle möglichen Gebiete Deutschlands auch in der Landes- und Bündnisverteidigung kennen sollten, wechseln die Piloten ständig diese Gebiete, um auch keine Routine einkehren zu lassen und die Konzentration zu fordern und zu fördern“, sagt Presseoffizier Michael Meysing außerdem in einem früheren Interview.

Wann fliegen Kampfhubschrauber ihre Übungsmanöver?

In der Vergangenheit hat es die Hubschrauber-Einsätze im Winter immer von Montag bis Donnerstag zwischen 18:30 Uhr und 1.30 Uhr nachts gegeben. Da das Fliegen bei Dunkelheit geübt werden soll, bietet sich die Winterzeit besonders an, da dann die Nachtruhe der Anwohnerinnen und Anwohner so wenig wie möglich gestört werden soll – einfach, weil es früher dunkel wird.

Allerdings gibt es Nachtflüge der Bundeswehr auch zu anderen Jahreszeiten. Michael Meysing spricht auf Nachfrage von ein bis zwei Wochen pro Quartal. „Genau wie Lkw- oder Busfahrer müssen unsere Piloten ihre Kenntnisse immer wieder prüfen lassen“, erklärt er.

Mehr Infos über das Kampfhubschrauberregiment 36

Das Kampfhubschrauberregiment 36 unterstützt nach eigenen Angaben Streitkräfte sowie spezialisierte Kräfte aus der Luft. Das Hauptwaffensystem des Regiments ist der Kampfhubschrauber „Tiger“. Er kommt auch bei Dunkelheit und schlechter Witterung zum Einsatz und kann mit Luftabwehrraketen, Panzerabwehrflugkörpern, ungelenkten Raketen und schweren Maschinengewehren ausgestattet werden.

Das Regiment macht Verbindungs- und Erkundungsflüge, sammelt Informationen und hilft bei Rettungsaktionen auch im humanitären Bereich oder bei Katastrophen, so die Bundeswehr.

Warum fliegen Kampfhubschrauber über NRW?

Wie die Bundeswehr mitteilte, dienen die Übungen der „Herstellung und Erhaltung der Einsatzbereitschaft“ ihrer Piloten sowie insbesondere der „Weiterbildung junger Kameraden“. Geübt wird laut Meysing die „Landes- und Bündnisverteidigung“, so zum Beispiel Flüge in Bodennähe unter 30 Metern Höhe. „Teilweise fliegen die Piloten mit ihren Hubschraubern nur zwei bis drei Meter überm Boden entlang“, sagt der Presseoffizier. So bleiben die Hubschrauber „unterm Radar“ – können also nicht erfasst und dadurch im Ernstfall auch nicht abgeschossen werden.

Bei solch einem Tiefflug müssen die Pilotinnen und Piloten Hindernisse wie Bäume oder Gebäude erkennen und im Zweifel ausweichen. Um bei Nacht besser sehen zu können, nutzen die Piloten spezielle Bildverstärkerbrillen. „Diese Restlichtverstärker sind Bildwandler, die unsichtbares oder schwaches Licht in sichtbares oder besser sichtbares Licht konvertieren“, erklärt Meysing.

Tiger fotografiert durch einen Restlichtverstärker
Für dieses Foto wurde ein Restlichtverstärker vor der Kameralinse montiert. Für das menschliche Auge war es zu dem Zeitpunkt stockdunkel. © Robert Kysela | Robert Kysela

Sind Manöver mit Kampfhubschraubern gefährlich?

Dass die Hubschrauber an Gebäuden vorbeifliegen, klingt riskant. Eine Gefahr gehe von den Übungsmanövern jedoch nicht aus, beteuert Meysing. „Grundsätzlich üben wir nicht über Wohngebieten“, erklärt er. Die Einsätze fänden über speziellen, extra für die Bundeswehr ausgewiesenen Gebieten statt. „Über Wohngebieten halten wir uns an die gesetzlich vorgeschriebene Mindestflughöhe von 1000 Fuß, das sind ungefähr 300 Meter“.

Deutsch-Französisches Heeresfliegerausbildungszentrum Tiger
Durch diese spezielle Brille schauen Kampfhubschrauberpiloten des Regiment 36. © SKA/IMZBw | Elbern/Rott

Auch die aktuelle geopolitische Lage hat im engeren Sinne nichts mit den Manövern zu tun, beruhigt er: „Nachtflüge mussten schon immer trainiert werden. Auch wenn wir hoffen, dass wir das Geübte nie einsetzen müssen“. (mit dpa)