Essen. Sein wir ehrlich: Das Toiletten-Problem an den Schulen ist einfach nicht zu lösen! Unser Autor macht deswegen radikale Vorschläge.

Ich schlage hiermit vor, dass wir die Erziehungsberechtigten dieser Nation gesetzlich verpflichten, ihren Kindern zur Einschulung einen Blasenkatheter legen zu lassen. Der Urinbeutel gehört dann künftig standardmäßig zur Schulausstattung. Anders wird es nicht mehr zu regeln sein, das Toiletten-Problem.

Mein Sarkasmus speist sich aus Resignation. Natürlich sind die katastrophalen Sanitärbereiche Thema jedes Elternabends. Mittlerweile wird sogar darüber diskutiert, ob man den offenen Spalt in Toilettenkabinen nicht mit Brettern zunageln soll, weil Schülerinnen dadurch heimlich fotografiert werden. Selbstverständlich wird für solche miesen Aktionen auf die Deckel geklettert. Aber nicht nur dafür. Toilettendeckelklettern ist beliebter als Fußballspielen in den Pausen. Wird ein neuer angebracht, überlebt der wenige Wochen. Auf dem Klo werden unsere Kinder zu Tieren.

Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann. 
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Kolumnist Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 von seinem Leben als zweifacher Vater und Ehemann.  © Funke Grafik NRW | Catharina Maria Buchholz

Jetzt mag man sagen, dass ein Ort, in dem sich der Uringestank Jahrzehnte in die Fliesen gefressen hat, nicht unbedingt dazu motiviert, das beste Verhalten an den Tag zu legen. Aber Profis aus den Immobilienverwaltungen der Rathäuser wissen: Auch frisch sanierte Toiletten sehen nach kurzer Zeit aus wie Autobahnraststätten, die noch nicht von diesem Monopolisten übernommen wurden, von dem sie bestimmt auch einen uneingelösten Gutschein im Handschuhfach liegen haben.

Dafür hat Deutschland nicht das Geld

Toiletten sind eben die einzigen Räume, in denen die Kinder nicht „überwacht“ werden. Kameras dürften noch schwieriger durchzusetzen sein als Pflicht-Blasenkatheter. Was also tun? Es gibt Ideen, die immer wieder aufploppen. Oft geht es darum, dass Schüler selbst kon­trollieren oder die Räume selbst gestalten sollen, damit sie diese mehr wertschätzen. Wurde alles ausprobiert, hilft angeblich nicht auf Dauer. Eine Minijob-Kraft, die aufpasst UND reinigt, könnte helfen.

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Aber Sie glauben ja wohl nicht, dass Deutschland das Geld hätte, solche Leute flächendeckend einzusetzen? Deshalb noch ein anderer Vorschlag: Wir als Gesellschaft einigen uns darauf, die Kinder niemals aus dem Windelalter heraus zu erziehen. Schließlich sind wir schon massiv pädagogisch überfordert, wenn es darum geht, Manieren auf dem Klo beizubringen.