Essen. Der Fahrrad-Muffel: Warum unser Autor lieber dem Interessensverband für den Fußverkehr beitreten würde, als Rad-Touren am Wochenende zu planen.
Zugegeben, ich würde jetzt nicht durch ganz Deutschland laufen, wie es mein Vater tatsächlich zwei Mal (!) getan hat. Aber dieser Wander-Junkie hat mir dann doch so viel in die Wiege gelegt, dass ich irgendwo hinlaufe, wenn ich irgendwo hinlaufen kann.
Es könnte sein, dass ich das jetzt nur deswegen erwähne, damit sie mich nicht als Öko-Schädling abstempeln, der zu faul ist, seine eigene Muskelkraft für die Mobilität zu nutzen. Aber ich sage Ihnen ganz ehrlich: Ich würde zehn Mal dem Verein „Fuß“, dem Fachverband für den Fußverkehr, beitreten, bevor ich einen Mitgliedsantrag für den ADFC ausfüllen würde. Mit anderen Worten: Ich hasse Fahrräder.
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Meine Abneigung geht so weit, dass mein Gehirn blockiert, wenn es um die kleinsten Reparaturen geht. Ich verstehe einfach nichts davon und will auch nichts verstehen. Insofern kann ich wirklich stolz auf mich sein, dass ich meinen Teil dazu beigetragen habe, dass die Kinder rechtzeitig Fahrrad fahren gelernt haben. Und dass mein Sohn nicht, wie ich, als einziger beim Fahrradtraining in der Schule auf eine Art „Laufrad“ umsatteln musste, weil er zu wackelig war. Anschließend habe ich die Fahrradprüfung natürlich auch als einziger verhauen. Sie können sich also vorstellen, auf welchem Trauma meine heutige Abneigung fußt – um noch mal eine Vokabel zu nutzen, die mir viel lieber ist.
Lieber keine Fahrrad-Tour am Wochenende
Ich würde nicht sagen, dass meine Frau diese Abneigung teilt, aber Fahrräder sind ihr ziemlich gleichgültig. Und diese Mischung aus Abneigung und Gleichgültigkeit ergibt, dass die einzigen verfügbaren Erwachsenen-Räder in unserem Haushalt mein altes, nie gewartetes Exemplar aus meiner späteren Teenager-Zeit und das alte Stahlross meiner Mutter sind, das meine Frau zur Verfügung gestellt bekommen hat.
Unsere Tochter dagegen, die hat erst jetzt zum Geburtstag wieder ein neues Fahrrad bekommen. Wir Heuchler impfen den Kindern schließlich ein, dass es sehr gut ist, Wege per Rad zurückzulegen und es ganz viel Spaß macht, damit herumzufahren. Zum Glück fragen die Kinder nicht, warum wir die Wochenenden nie für eine große Familien-Radtour nutzen. Ich würde ihnen lieber vorschlagen, durch ganz Deutschland zu wandern.