NRW. Laut den Experten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir zukünftig öfter Polarlichter in NRW sehen. Wir erklären die Gründe dieses Phänomens.

  • Nordlichter tauchten 2024 mehrfach über NRW auf.
  • Die Polarlichter könnte zukünftig häufiger bei uns erscheinen, so die Expertenmeinung.
  • Warum wir Polarlichter sehen, wann es dazu kommt, verraten wir in unserer Übersicht.

In NRW hatten Polarlichter früher eher Seltenheitswert. Nordlichter oder auch „Aurora borealis“, so der wissenschaftliche Begriff, waren eher in Ländern wie Island oder Norwegen zu sehen. Doch im letzten Jahr erschien das Lichtphänomen gleich mehrfach über Nordrhein-Westfalen. Zuerst im Mai 2024, dann wieder im September und noch einmal im Oktober.

Wissenschaftler sind nicht überrascht und bestätigen sogar, dass wir zukünftig öfter das nächtliche Leuchten – auch über NRW – zu sehen bekommen. Die wichtigsten Fragen und Antworten über Polarlichter in Deutschland finden Sie hier zusammengefasst.

Wie kommt es zu Polarlichtern?

„Polarlichter entstehen durch Sonneneruptionen“, erklärt Dr. Jürgen Matzka vom GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam. „Durch den dabei veränderten Sonnenwind werden Sonnenartikel durch das Weltall geschleudert.“

Diese Partikel würden die Erdatmosphäre entweder voll treffen, teilweise schrammen oder sie gar nicht berühren, so der Forscher. „Wenn sie aber in das Magnetfeld der Erde eintreten, entstehen um den Nord- und Südpol Polarlichter.“ Diese Naturphänomene werden also auch deshalb Nordlichter genannt, weil sie normalerweise eher in der Nähe des Nordpols zu sehen sind.

Gibt es nur Nordlichter oder auch Südlicher?

Ja, es gibt auch Südlichter: Der wissenschaftliche Fachbegriff „Aurora borealis“ gilt nur für die Nordhalbkugel. Tritt das Phänomen auf der Südhalbkugel auf, heißt das Himmelsspektakel „Aurora australis“ – nach den lateinischen Begriffen für nördlich und südlich benannt.

» Lesen Sie auch: Polarlichter, Nordlichter und Aurora borealis: Wie die Naturspektakel entstehen.

Die Sonnenstürme im Oktober 2024 wirkten sich somit auch auf Sichtungen in der südlichen Hemisphäre aus. In Neuseeland, Australien oder auch Südafrika und Argentinien konnte das Phänomen also ebenfalls bestaunt werden.

Die südliche Variante der Nordlichter heißt „Aurora australis“. Zu sehen sind die Südlichter in Teilen Südamerikas, Australiens oder, wie hier im Bild, in Neuseeland. (Archivbild)
Die südliche Variante der Nordlichter heißt „Aurora australis“. Zu sehen sind die Südlichter in Teilen Südamerikas, Australiens oder, wie hier im Bild, in Neuseeland. (Archivbild) © AFP | Sanka Vidanagama

Tauchen Polarlichter jetzt häufiger über NRW auf?

Die Sonneneruptionen, die zu den Polarlichtern Anfang Mai geführt haben, war der stärkste Sonnensturm der vergangenen zwei Jahrzehnte. Nicht nur in Deutschland, auch an vielen anderen Stellen in der Welt waren die Nordlichter zu sehen.

„Das ist schon etwas Besonderes, wenn wir in unseren Breitengraden Polarlichter sehen“, erklärt Jürgen Matzka. Zweifellos sei das ein historischer Sturm gewesen, sagt auch Shawn Dahl, Weltraumwetter-Experte aus Boulder (Colorado/USA).

„Wir nähern uns dem Maximum des Sonnenzyklus 25. Und da wir uns diesem nähern, haben wir mehr Aktivität von der Sonne“, erklärt Teresa Nieves-Chinchilla, stellvertretende Direktorin des NASA-Büros für Weltraumwetteranalysen im Interview mit Science News. Auch Matzka spricht von einer dramatischen Zunahme der Sonneneruptionen.

Polarlichter am Himmel über Duisburg.
Polarlichter über dem Rhein bei Duisburg. Dieses Bild stammt aus dem Mai 2024. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Können Nordlichter über NRW vorhergesagt werden?

Eine Vorhersage bleibt schwierig. „Wir können zwar beobachten, was auf der Sonne passiert. Wir wissen aber nie, ob das, was die Sonne wegschleudert, uns dann wirklich trifft“, erklärt Jürgen Matzka. Auf der einen Seite lasse sich feststellen, dass die nächste drei Tage nichts passieren werde. Auf der anderen Seite lassen sich genaue Vorhersagen erst rund 30 Minuten vorher treffen.

Doch klar ist auch: Durch die steigende Sonnenaktivität im Zyklus nimmt die Wahrscheinlichkeit von Polarlichtern auch in Deutschland und in NRW zu. Vor 2019 hat ein Gremium internationaler Wissenschaftler eine langfristige Vorhersage für den Sonnenzyklus getroffen und ihn als nicht sehr aktiv vorhergesagt. „Wir gehen davon aus, dass das Sonnenmaximum zu diesem Zeitpunkt viel aktiver sein wird als ursprünglich angenommen. Wir gehen also davon aus, dass dieses Jahr, das ganze Jahr 2025 und sogar bis ins Jahr 2026 hinein das höchste Risiko für ein solches Ereignis besteht“, erklärt Shawn Dahl.

Kp-Index: Maßzahl für die Wahrscheinlichkeit

Mittlerweile gibt es einige Websites und Apps, welche die Wahrscheinlichkeit von Polarlichtern vorhersagen. „Diese Apps beziehen sich oft auf den sogenannten Kp-Index“, erklärt Jürgen Matzka vom GFZ Potsdam. Kp-Index stehe für „Kennziffer Planetar“.

„Der weltweit gebräuchliche Kp-Index wird von uns zur Verfügung gestellt, auf der Basis von Daten von 13 magnetischen Observatorien weltweit“, so der Wissenschaftler. „Dieser Wert ermöglicht dann weltweit eine Nordlichtvorhersage für die nächsten Stunden.“

Ist der Kp-Index zwischen null und drei, ist die Sonnenaktivität gering. Ein Wert von neun deutet darauf hin, dass sogar in der Mitte Deutschlands Polarlichter zu sehen sein könnten. Den aktuellen Kp-Index finden Sie auf der Seite des GFZ.

Nicht nur bei uns im Westen: Auch über Thüringen gab es Polarlichter zu sehen. (Archivbild)
Nicht nur bei uns im Westen: Auch über Thüringen gab es Polarlichter zu sehen. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Sascha Fromm

Wann sind die Voraussetzungen für Polarlichter in NRW gut?

Bevorzugt treten Nordlichter im März und September auf, sagt Jürgen Matzka. „Das hängt mit dem Erdmagnetfeld zusammen, in diesen Monaten gibt es eine gute Einkopplung des Sonnenwindes auf die Erdatmosphäre.“

In der dunklen Jahreszeit sollte man lichtarme Orte aufsuchen und Richtung Norden guckt, lauten seine Tipps. Voraussetzung für jegliche Beobachtungen ist eine gute Sicht, das Wetter muss also mitspielen.

Gehen von Sonnenstürmen Gefahren aus?

Dabei kann ein Sonnensturm auch negative und gefährliche Effekte haben. „Er kann Einfluss auf Radiosignale, Radiokommunikation, GPS und Radare haben“, sagt Jürgen Matzka. Ein starker magnetischer Sturm kann das Stromnetz beschädigen.

So gab es 2003 einen größeren Stromausfall in Schweden und einen Ausfall des Flugradars. „Bei uns ist so etwas unwahrscheinlicher als in Skandinavien. Aber wenn es passiert, wäre bei uns durch die größere Anzahl an Stromkabeln der Effekt größer“, sagt Matzka.

(mit Material der dpa und KNA)

Diese Freizeit-Themen könnte Sie auch interessieren: