Essen. .

Im Jahr 1811, vor 200 Jahren, gründete Friedrich Krupp in Essen eine Gussstahlfabrik. Die Anfänge des Unternehmens waren schwierig. Friedrich Krupp häufte Schulden an, und auch sein Sohn und Nachfolger Alfred Krupp machte ein Jahrzehnt lang Verluste und war auf die Unterstützung seiner Familie angewiesen. Erst in den späten 1830-er Jahren wendete sich das Blatt und aus einer unbedeutenden Firma in der preußischen Provinzstadt Essen wurde ein international tätiges Unternehmen, dessen wirtschaftlicher Erfolg mit einer besonderen sozialen Fürsorge für die Mitarbeiter einherging.

Die Geschichte von Krupp hat auch die Geschichte der Stadt Essen geprägt. Essen ist mit Krupp groß geworden. Die Stadt hat aber auch unter Krupp gelitten. So galten die alliierten Bombenangriffe, die seit 1943 ganz Essen trafen, wohl eigentlich den Kruppschen Werken. Der Wiederaufbau in der Nachkriegszeit war mühsam und wäre ohne die sprichwörtlich gewordenen „Kruppianer“ nicht möglich gewesen. Wer auf 200 Jahre Firmengeschichte zurückblickt, möchte gern die guten Seiten sehen. Aber es ist richtig, sich auch an die Zeiten zu erinnern, in denen es unsicher war, ob man die nächsten zwei Jahre übersteht.

Berthold Beitz, Vorsitzender des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.
Berthold Beitz, Vorsitzender des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.

Viele deutsche Traditionsunternehmen haben den Wandel der Zeiten nicht überstanden, sind untergegangen, wurden geschlossen oder verkauft. Krupp ist geblieben und gegenwärtig. Der Name wurde erhalten, Traditionen wurden gewahrt.

Alfried Krupp, der letzte persönliche Inhaber des Unternehmens, hat 1967 testamentarisch die Gründung der gemeinnützigen Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung verfügt und damit die Weichen für die Zukunft gestellt.

Die Stiftung ist heute die größte Einzelaktionärin des Unternehmens ThyssenKrupp. Dessen Einheit möglichst zu wahren, ist eine ihrer Aufgaben, und für die Erfüllung dieser Aufgabe ist sie gelobt und gescholten worden. Es ändert nichts am Ergebnis: ThyssenKrupp ist heute einer der größten Technologiekonzerne Europas und ein, wie es in der Sprache moderner Manager wohl heißt, „global player“. Firmensitz ist wieder Essen.

Die Krupp-Stiftung ist dem Gemeinwohl verpflichtet. Sie verwendet ihre Erträge für gemeinnützige Vorhaben. Durch das Wirken der Stiftung steht der Name Krupp für medizinische Versorgung, Kultur, Bildung und wissenschaftlichen Fortschritt. Es gibt markante Orte, die Kruppsche Tradition repräsentieren und von denen manche dem Traditionsbewusstsein der Stiftung viel zu verdanken haben: Villa Hügel, das Krupp-Krankenhaus, die Siedlung Margarethenhöhe, der Alfried Krupp-Saal in der Philharmonie oder das von der Stiftung finanzierte Museum Folkwang. Es gibt aber auch wissbegierige Krupp-Stipendiaten an Essener Schulen, an deutschen Hochschulen oder an der amerikanischen Stanford University, die eine Förderung durch die Stiftung erhielten und die für den Mut stehen, die Herausforderungen der Zukunft anzunehmen.

„Vorstellungen einer falsch verstandenen Tradition“, so hat es Alfried Krupp einmal ausgedrückt, „dürfen uns nicht hindern, zu neuen Wegen zu finden.“

Mein Dank gilt den Kruppianern und allen, die diese neuen Wege mitgegangen sind.

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