Warschau. In Polen ist Starregisseur Roman Polanski ein Idol, die USA wollen ihn festnehmen und ausliefern lassen. Die polnische Justiz sieht allerdings keinen Grund, auf das Rechtsersuchen zu reagieren - unter anderem, da die Tat in Polen bereits verjährt sei.
Polen sieht nach den Worten des stellvertretenden Außenministers Rafal Trzaskowski keinen Anlass, Starregisseur Roman Polanski (81/"Der Pianist") festzunehmen und an die USA auszuliefern. "Ja, die amerikanische Staatsanwaltschaft ist ausgesprochen entschlossen", sagte Trzaskowski am Donnerstag im Nachrichtensender "TVN 24" zu Berichten, dass die US-Justiz eine entsprechende Bitte an Polen gerichtet habe. Wegen eines lang zurückliegenden Sexualdelikts wird in den USA noch immer gegen Polanski ermittelt.
Auch ein Sprecher der polnischen Generalstaatsanwaltschaft lehnte eine Festnahme Polanskis ab. Polanski habe sich am Donnerstag bei der Krakauer Staatsanwaltschaft gemeldet und sei zu dem amerikanischen Antrag vernommen worden. Da alle seine Kontaktdaten vorhanden seien, sei eine Festnahme Polanskis "überflüssig", sagte der Behördensprecher. Die polnische Nachrichtenagentur PAP berichtete unter Berufung auf das Justizministerium, der Antrag auf Festnahme Polanskis sei am späten Mittwochabend eingegangen.
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In Polen sei die Tat mittlerweile verjährt
Die Tat gelte in Polen mittlerweile als verjährt, sagte Trzaskowski. Zudem habe das amerikanische Hilfsersuchen "Formfehler" und müsse daher neu gestellt werden. "Wir können jemanden ausliefern, wenn das Verbrechen auch in Polen weiter verfolgt wird, und das ist nicht der Fall."
Polanski war vor wenigen Tagen zur Eröffnung des Museums der Geschichte der polnischen Juden nach Warschau gereist. Der in Frankreich geborene Sohn polnischer Juden hatte als Kind den Holocaust im Krakauer Ghetto überlebt und an der renommierten Filmhochschule in Lodz studiert. Medienberichten zufolge plant er erneut ein Filmprojekt mit Dreharbeiten in Polen. (dpa)