Haldern. . Starke Auftritte: Beim 20. Rock im Saal war das Publikum sehr glücklich. Skinny Lister, Alcoholic Faith Mission, Eliza & the Bear und Fight Like Apes erhalten viel Applaus von 700 Besuchern.
Nicht, dass irgendwer meint, die NRZ müsste Rock im Saal jetzt schön reden, weil wir es erstmals präsentiert haben. Nein, das 20. Rock im Saal war wirklich ein würdiges Jubiläum. Die 700 Besucher applaudierten mehrfach lautstark.
Natürlich waren Skinny Lister die Helden des Abends. Inzwischen dürfen die Engländer ja Haldern als ihr zweites Wohnzimmer ansehen. Und wieder entfachte die Gruppe um die beliebte, weil volksnahe Frontfrau Lorna Thomas eine wilde Party. Trotz schriftlich ausgehängtem Verbot ließen sie und auch Bassist Michael Camino sich das Stagediving nicht verbieten (die Balken bei Tepferdt hängen ja auch tief). Das Rebellieren mit Augenzwinkern liegt ihnen einfach im Blut. Das Publikum tanzte, sang, ja schrie lauthals mit – da musste man einfach mitgehen.
Doch bei den Launemachern hat sich einiges geändert. Von den fünf Musikern, die 2012 auf der NRZ-Bühne beim Haldern Pop Festival standen, sind noch drei übrig. Neben dem Bassisten, der bereits beim späteren Auftritt in der Pop Bar dabei war, sind zwei Musiker neu im Ensemble: Ein E-Gitarrist und ein Schlagzeuger. Das hat zur Folge, dass Skinny Lister nicht mehr nur Seemanns- und „Sauflieder“ intonieren, die neuen Stücke darf man als Folk-Rock bezeichnen. Das Publikum genoss beides.
Dänische Finesse
Für die Finesse sorgten an diesem Abend Alcoholic Faith Mission. Die Dänen freuten sich nach ihrem gelungenen Konzert beim Haldern Pop 2012 wie kleine Kinder über die Rückkehr. Und wieder war es großartig. Die Formation baut eine Klangpyramide aus vielen Steinen zusammen. Mehrstimmiger, hingebungsvoller Gesang, elegante Instrumentierung, mal reich an Percussions, mal mit genialem Posaune-Spiel. Einem Genre will man die Dänen gar nicht unterordnen. Sie haben den Mut in ihren Liedern den Weg zu verlassen, den der Zuhörer eigentlich erwarten könnte. Ihre Musik, die sowohl zum Rocken als auch zum Träumen einlud, kam sehr gut an.
Ein echter Eisbrecher waren Eliza & the Bear. Die Londoner starteten voller Elan und zelebrierten ihren Auftritt geradezu. Sie bieten einen sehr modernen Pop-Rock, der zwar leicht zugänglich ist, aber dennoch nicht „einfach gestrickt“. Die Harmonien erinnern zeitweise an Two Door Cinema Club. Außerdem verstehen sie es, den schönen Melodien eine Portion Bombast zu verpassen. Live kommt das super an. Es gab donnernden Applaus.
Dass auch am Sonntag das Piepen im Ohr noch nicht verhallte, war dem Auftritt von Fight Like Apes zu verdanken. Wenn es an diesem Abend überhaupt etwas zu kritisieren gibt, dann das Dröhnen bei ihrem Konzert. Manch ein Zuhörer ging lieber ein paar Meter nach hinten. Nichtsdestotrotz war auch ihr Auftritt gelungen. Ihr Elektro-Noise-Rock muss einfach laut gespielt werden. Die Sängerin, die den Künstlernamen MayKay trägt, ist eine Art Nina Hagen 2.0. Extrovertiert und von starker Bühnenpräsenz. Das Bass-Spiel von Lee Boylan treibt den Sound voran – die Band geht ohne Umwege mit Vollgas voraus.
Und das kann auch Rock im Saal machen – auf die nächsten 20 Jahre.
Ein Lied, dass bei Skinny Lister-Konzerten nicht fehlen darf ist „John Kanaka“. Der Shanty ist ein einfach herrlich zum Mitgröhlen. Und auch das Publikum beim Rock im Saal sang inbrünstig mit. Eine Kostprobe davon gibt’s unter
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Hochprozentige alkoholische Getränke werden beim Rock im Saal nicht verkauft. Aber wer sich Skinny Lister ins Haus holt weiß, Lorna Thomas bringt ihren Krug mit. Da ist meistens Rum drin.
Der Keyboarder Jamie „Pockets“ Fox, Fight Like Apes, musste das Konzert in Schieflage beenden. Am Ende wurde es wild, das Keyboard kippte vom Gestell. Fox haute weiter in die Tasten.