Dorsten. . Eltern und Schüler klagen über zu viel Gewicht auf den kleinen Kinderrücken. Die Schultornister sind voll gepackt mit Schulbüchern und anderem Schulkram. Fahrradfahren wird zum Problem und oft klagen schon die Kinder über Rückenschmerzen. Gesucht wird eine praktikable Lösung.

„Und dabei ist mein Sohn eher robust“, seufzt Andrea Hülsmann. Lukas ist elf Jahre alt, wiegt bei 1,47 Metern Körpergröße 45 Kilo und geht in die sechste Klasse der Erich-Klausener-Realschule. Sein Problem, und wohl auch das der meisten Schulkinder: 9,8 Kilo Schultornister, plus ein Kilo Sportzeug.

Beim Fahrrad fahren wird der Tornister zum Problem

Lukas wohnt gleich am Anfang von Hervest-Dorsten und fährt jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Pliesterbecker Straße. Das sind 2,5 Kilometer und eigentlich in zehn Minuten zu schaffen. Lukas ist sportlich und kräftig. „Aber wenn mir auf dem engen Fahrradweg jemand entgegenkommt oder eine Omi auf dem Bürgersteig läuft und die Hundeleine quer über den Radweg gespannt ist, weil der Fiffi auf dem Grünstreifen sein Geschäft verrichtet, dann kann es ganz schön brenzlig werden“.

Denn bei einem Ausweichmanöver machen sich fast 25 Prozent des Körpergewichts auf dem Rücken sehr wohl bemerkbar. Es ist schwierig damit die Balance zu halten. „Ich bin auch schon einmal hingefallen“, gibt der Schüler zu. „

Mittwoch ist der Härtetag: Sechs Stunden, sechs Fächer

Mittwoch ist der Härte-Tag“, sagt Andrea Hülsmann. Sechs Stunden stehen auf dem Plan, sechs unterschiedliche Fächer. Darunter Deutsch, Französisch und Englisch mit je zwei Büchern, Geschichte, Biologie und Mathe mit einem. „Aber da kommen ja noch die Hefter mit den Fotokopien dazu“, fällt Lukas ins Wort. „Und die einzelnen Blätter werden mit jeder Woche mehr. Wir gucken die zwar nie mehr an, aber dürfen sie auch nicht rausräumen“.

Einen Fahrradkorb zu installieren hat die Familie schon versucht. „Abgesehen davon, dass Jungs das uncool finden, reißt es den Korb mit dem Gewicht auch aus der Verankerung“, gibt die Mutter zum gescheiterten Experiment zu denken. „Und den Kindern, die mit dem Bus fahren, geht es auch nicht viel besser. Versuchen Sie sich mal mit einem dicken Rucksack in einen überfüllten Bus zu quetschen!“

Schüler haben Angst, dass sie ein Buch vergessen

Ihr zweiter Sohn Jonas, der mit 15 Jahren zum St. Ursula Gymnasium geht, berichtet ihr Ähnliches. „Es gibt den Versuch Schulbücher zu teilen, aber es ist blöd, wenn dann der Eine die notwendigen Unterlagen zu Hause vergisst.“ In der EKS gibt es Spinde für die Schüler, aber aus Angst, dass ein Buch für die Hausaufgaben fehlt, nehmen die meisten Kinder doch alle Bücher täglich von der Schule mit nach Hause und umgekehrt.

„In dem angemieteten Fach liegt eigentlich nur der Malkasten drin“. Andrea Hülsmann will keine Polemik anstiften, nur zum Nachdenken anregen. „Lukas macht viel Sport, somit hat er noch keine Haltungsschäden. Aber über Rückenschmerzen klagt er doch so dann und wann“.

So hofft sie mit jedem Schuljahr, dass sich die Lehrer des Problems annehmen, bringt das Thema in Elternpflegschafts-Versammlung ein. „Wir haben Freunde in Holland, da funktioniert so viel über Computer, auch in den Schulräumen. Darüber kann man doch mal nachdenken“. Das Thema ist ernst, aber Lukas kann trotzdem scherzen: „Viele haben ja auch Gel und Haarbürste im Schultornister, die könnte man ja schon mal auspacken.“