Haldern. . Bizarr-beeindruckender Kirin J. Callinan kurzfristig im Vorprogramm zu No Ceremony in der Pop Bar.
Eigentlich ist die Vorband ja so etwas wie ein Appetit-Anreger, bevor dann die Hauptband die Bühne betritt. Am Dienstag in der Haldern Pop Bar lieferten der Australier Kirin J. Callinan und seine beiden Bandkollegen derart bizarre, eindrucksvolle Eindrücke, dass man sich kaum noch auf den Auftritt von No Ceremony aus Manchester einlassen konnte.
Ganz kurzfristig wurde das Konzert von Callinan am Dienstag noch verkündet. Über die sozialen Netzwerke hatten es dann doch noch so viele mitbekommen, dass etwa 50 Gäste zum früheren Konzertstart kamen. Sie bekamen Seltenes zu hören und zu sehen. Der Australier zog sich erst einmal die Gummi-Handschuhe aus, als er die Bühne betrat (Wo war er denn vorher?). Schelmisch grinsend erregte er mit dem ersten Ton, den er sang, die Aufmerksamkeit des Publikums. Eine aufregende Stimme! Dazu rotze er völlig unstrukturierte Gitarrenklänge. Das war schon fast eine Provokation. Man traut ihm sogar zu, sich die billig aussehenden Tattoos am Oberkörper (ja, er war halbnackt) absichtlich zur Provokation so hat stechen lassen.
Dann kamen die beiden Bandkollegen hinzu. Ein bärenstarker Drummer und ein Keyboarder, der zudem Effektgeräte bediente. Fortan ertönte ein abgedrehter, avantgardistischer Elektrorock. Als würde der Joker aus den Batman-Filmen bei der legendären Industrial-Rockband Nine Inch Nails singen. Der posierende Callinan hat eine enorme Bühnenpräsenz. Sehr unterhaltsam, aber ganz sicher nicht Schwiegermutters Liebling.
Abzüglich überzogener Zeit im Vorprogramm und Umbau blieben für No Ceremony noch 30 Minuten bis die Pop Bar um 22 Uhr verstummen sollte. In der Eile passte der Klang in den ersten Stücken nicht recht. Doch es wurde noch versöhnlicher für die inzwischen rund 90 Besucher. Der treibend-tanzbare Elektro-Pop des Quartetts könnte auch auf größeren Bühnen gut funktionieren. Die Melodien entwickeln geduldig besondere Stimmung, so dass der Zuhörer nach einer Weile mitten drin ist. Schön. Vielleicht dann in Zukunft noch mal mit mehr Zeit.