Lüdenscheid.

Den Beweis, dass viele Jugendliche entgegen vieler Unkenrufe doch an der Politik interessiert sind, traten die Mitglieder des Stadtjugendrings am Montag bei einer Podiumsdiskussion im Bürgerforum des Rathauses an.

Die Nachfrage nach der Möglichkeit, sich mit den Bundestagskandidaten von sieben Parteien in Lüdenscheid auszutauschen, wurde von den jungen Menschen rege genutzt. Zu Beginn präsentierte der Stadtjugendring unter Federführung seines Sprechers Michael Heide-Gentz zunächst das Lüdenscheider Ergebnis der U-18-Wahl, die am Freitag deutschlandweit stattgefunden hatte. An der Wahl nahmen rund 800 Jugendliche an verschiedenen Lüdenscheider Schulen sowie beim Jugendmobil des CVJM teil. Als einzigen Wehrmutstropfen stellten Heide-Gentz sowie der Moderator des Abends, Ansgar Röhrbein, das verhältnismäßig gute Abschneiden der rechtsradikalen NPD mit 4,17 Prozent heraus.

Im Anschluss konnten die jungen Leute an vier unterschiedlichen Thementischen mit den Direktkandidaten von sieben Parteien ins Gespräch zu kommen. Zwischendurch fand zwischen den Tischen immer eine Rotation statt, so dass sich die Kandidaten zu allen Themen äußern mussten. Den Fragen der Jugendlichen stellten sich Dr. Matthias Heider (CDU), Petra Crone (SPD), Johannes Vogel (FDP), Kai Bitzer (Bündnis 90/Die Grünen), Bastian Halbe (Piraten), Hasso Simon (AFD) und Wolfgang Hoffmann (Die Linke).

Verschiedene Parteien, verschiedene Themen

Bei den oft angeregten Gesprächen, die nur durch die eingeschränkte Diskussionszeit von je 20 Minuten pro Gesprächsrunde begrenzt wurden, konnten sich die Jugendlichen zu den Themen „Bildung“, „Extremismus, Gewalt und Krieg“, „Wahlrecht ab 16“ sowie dem allgemein gefassten Thema „Aktuelles“ näher informieren. Dabei scheuten sich die jungen Leute nicht, auch unangenehme Fragen zu stellen. Um die Diskussion zusätzlich zu befeuern, wurden an vielen Tischen auch jeweils zwei Kandidaten gegensätzlicher politischer Couleur platziert. So legten zum Beispiel Dr. Matthias Heider (CDU) und Wolfgang Hoffmann (Die Linke) ihre unterschiedlichen Ansichten zum Thema „Wahlrecht ab 16“ dar (Die Linke dafür, die CDU zumindest auf Bundesebene dagegen). Dabei wurde deutlich, dass auch die Jugendlichen längst nicht alle für ein früheres Wahlrecht plädieren. So kam zum Beispiel von einem jungen Diskussionsteilnehmer die Anmerkung, dass viele Altersgenossen noch zu unreif seien für eine fundierte Wahlentscheidung. In diesem Zusammenhang merkte allerdings der CDU-Politiker an, dass natürlich auch viele Erwachsene keine fundiert überlegte Wahlentscheidung träfen.

Die Vertreter der einzelnen Parteien machten deutlich, wofür sie bei der Bundestagswahl stehen. Unter anderem positionierte sich FDP-Kandidat Johannes Vogel im Gegensatz zu Grünen-Politiker Kai Bitzer gegen einen flächendeckenden Mindestlohn, während „Pirat“ Bastian Halbe gegen Studiengebühren argumentierte. AFD-Vertreter Hasso Simon sprach sich gegen ein militärisches Eingreifen Deutschlands in Krisenregionen wie Syrien oder Afghanistan aus. „Dort kann man nur über Verhandlungen Erfolge haben“, so Simon. Dagegen wurde SPD-Kandidatin Petra Crone zur Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen der Terror-Abwehr befragt. In diesem Zusammenhang sprach sich Petra Crone gegen flächendeckende Abhörmaßnahmen, aber für ein Eingreifen des Staates bei konkretem Verdachtsfällen aus. Für ihre engagierte Teilnahme an den Diskussion en bedankte sich Michael Heide-Gentz bei den Kandidaten abschließend mit einem kleinen Geschenk, dem Spiel des Jahres 2013, „Hanabi“.