Barkenberg.

Belebend, begeisternd, bewegend war das Sonntags-Konzert der Reihe „Ars musica ad Lupiam“ im evangelischen Gemeindezentrum an der Talaue. Das Konzert steht ganz im Zeichen des „Salon“- Komponisten Sergej Wassiljewitsch Rachmaninow, der vor 140 Jahren zur Welt kam und in diesem Jahr seinen 70. Todestag hatte.

Die beiden Pianisten Marc Pierre Toth und Volker Zwetzschke erwecken seine russische Seele für zwei Stunden erneut zum Leben. In der Mitte des Gemeindezentrums sitzen sie vor dem schwarzen, offenen Flügel.Beflügelnd hauchen sie den Werken gekonnt Atem ein. Die Variationen der Virtuosität sind geprägt von Gefühl und romantischen Charakterzügen.

In Dur und Moll erklimmen die Pianisten – zu zwei und vier Händen – emotional und tonal die Epoche der Spätromantik, in der Rachmaninow wirkte. Beeinflusst wurde der Russe von seinen zwei Wurzeln, den Komponisten Franz Liszt und Frédéric Chopin. Nun folge „ein Werk, das Sie noch nie gehört haben und bestimmt eines, das Sie nie wieder so hören werden“, sagt der kanadische Pianist Marc Pierre Toth, schließt die Augen, legt all seine Emotionen in die eigene Interpretation des „Totentanzes“ von Franz Liszt. Rustikal und radikal, mit den Zweifeln ringend. Seine Hände gleiten erst fliegend, dann fallend über den Flügel. „Das ist übrigens viel schwerer, als es klingt“, meint der Beflügelte.

Im zweiten Teil folgen die „Prélude in c-moll“, einem Vorspiel, als auch die „Nocturne in Es-Dur“, der Nachtgesang von Frédéric Chopin. In „Moments musicaux h-moll op. 16 Nr. 3“ von Rachmaninow wandert die Seele durch den dunklen, russischen Winter. Sie durchläuft harmonische Wendungen und gebrochene Dreiklänge, die sich über die ganze Klaviatur erstrecken. Für das große Finale sorgen „Six Morceaux“. Melancholische Melodien berichten von Ängsten, der Not, dem Leid, aber auch von der Hoffnung.

Doch die russische Seele ist tief. Lebendig, durchtränkt von Sehnsucht, die klangvoll alle Höhen und Tiefen des Lebens meistert. Viele Stimmen reißen sie auseinander, lassen sie getrennte Wege gehen, bis sie nach Kämpfen wieder zusammen finden. Das Spiel der Pianisten klingt teils ruppig, dann wieder so zärtlich, als könnten die Tasten des Flügels unter dem Anschlag zerbrechen. Die Harmonien überwinden Schmerz, Furcht und Qual, spenden Trost. „Das Konzert ist so fantastisch und hätte mehr Zuhörer verdient“, meint Ingeborg Noe. Die Zusammenarbeit mit dem Festival „längs der Lippe“ nennt die zweite Vorsitzende des Freundeskreises Kirchenmusik „immer sehr fruchtbar und kooperativ“. So vergehen die zwei Konzert-Stunden wie im Flug.