Nachrodt-Wiblingwerde.
Waldkinder kennen kein schlechtes Wetter: Gießt es zum ersten Akt von Schneewittchen wie aus Eimern, dann geraten höchstens die Eltern ins Schwitzen. So war’s am Samstag beim Fest zum 15-jährigen Bestehen der Einrichtung. Der Sauerländer Gebirgsregen tat der Stimmung allerdings keinen Abbruch.
Die Kinder der ersten Stunde haben schon Abitur. Manche sind schon wieder gekommen, um ihr berufsvorbereitendes Schülerbetriebspraktikum im Waldkindergarten zu absolvieren. Wer als Kind die Lust an naturnaher Erziehung gewonnen hat, kommt gern zurück. Entsprechend viele Ehemalige fanden sich am Samstag auf dem Gelände ein, um mit den Erzieherinnen und Familien der aktuellen Kindergartengeneration zu feiern.
So recht wusste niemand, wie sich der Kindergarten entwickeln würde, als zu Info-Veranstaltungen eingeladen wurde. Ein Container war die Basis für waldnahe Kleinkinderpädagogik. Auch Britta Podworny stellte in der Gründungsversammlung viele kritische Fragen: „Ich war damals selbst noch in der Erzieherinennen-Ausbildung”. Mittlerweile ist sie der Einrichtung seit zwölf Jahren treu. Ihr jüngster Spross Felix besucht die Einrichtung noch und auch für ihre älteren Kinder Julius und Amrei ist Britta Podworny gern täglich fast 50 Kilometer gefahren, um den Nachwuchs im Wiblingwerder Wald aufs Leben vorzubereiten. Sie hat auch dort gearbeitet und leitet bis heute die VHS-Waldpädagogikgruppe Wurzelzwerge. Freitag geht ein neuer Kurs los und Kurzentschlossene können noch zwei Kinder unterbringen.
„Ich habe bis heute nicht einen Tag bereut!”
Nadine Richter war auch eine Frau der ersten Stunde im Waldkindergarten. Zur Erziehertätigkeit kam später die Leitung hinzu. Ihre frühere Chefin Ilsabein Pfohl kommt bis heute gern regelmäßig vorbei, um die einstigen Kolleginnen zu besuchen.
„Ich habe bis heute nicht einen Tag bereut!” bringt Nadine Richter ihr Fazit zum 15-jährigen Bestehen auf den Punkt. Jeder, der den Kindergarten im Laufe der Jahre begleitet hat, der weiß, wie sich das Gelände in der Nachbarschaft zum Niggenhuser Hof verändert hat. Träger sind die Eltern und müssen ihren Anteil selbst erwirtschaften. Deshalb packten sie selbst an, um den Kindern ein Dach über dem Kopf bieten zu können. Das wird aber nur genutzt, wenn Sturm und Gewitter einen Ausflug in den Wald zu gefährlich machen.
Elterninitiative versorgte Gäste mit Grillgut
Fürs „ungeübte” Publikum am Samstag hatte die Elterninitiative für ihre Gäste aber Zelte aufgestellt, die gut genutzt wurden, als ausgerechnet während des Theaterstücks ein fetter Platzregen über Schneewittchen und die sieben Waldzwerge hereinbrach. Das Stück war von Eltern und Kindern natürlich ganz auf die Umgebung abgestimmt worden. Weil niemand so genau weiß, wann und wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen im Waldkindergarten, hatte Karl-Heinz Tacke die Rollende Waldschule mitgebracht. Am Stand von Imker Fritz Haßler bekamen die Bienen Besuch von interessierten Gästen und Wespen: Alle wollten mal vom süßen Honig naschen. Um auch ein Stückchen Natur mit nach Hause nehmen zu können, wurde den Besuchern ihr eigenes Insektenhotel angeboten.
Die Kinder gingen auf Schatzsuche im Sand, pflückten Geschenke von der Eberesche und stellten Blütenbuttons her. Die Elterninitiative versorgte ihre Gäste bestens mit Grillgut, Salaten und einer Cafeteria. Familien mit frischem Nachwuchs erkundigten sich zum pädagogischen Konzept. Nachwuchssorgen plagen die Einrichtung nicht - auch, weil ihr Angebot in der heimischen Kindergartenlandschaft einzigartig ist. Die Waldkinder erklärten diese Einzigartigkeit übrigens selbst: Sie begrüßten ihren Besuch am Samstagnachmittag mit „Stock- und Steinmusik”. Alles, was sie brauchen, bietet ihnen eben der Wald.