Kairo/Istanbul. Ägyptens Übergangsregierung hat Angst, dass der Anschlag auf den Innenminister der Beginn einer Terrorserie sein könnte. Den Muslimbrüdern gelingt es nach den Festnahmen der vergangenen Wochen kaum noch, große Protestaktionen zu organisieren.

Nach dem Attentat auf Innenminister Mohammed Ibrahim hat die ägyptische Übergangsregierung bessere Sicherheitsvorkehrungen für Funktionäre und deren Familien gefordert. Das berichtete das ägyptische Nachrichtenportal youm7 am Freitag.

Innenminister Ibrahim hatte am Donnerstag in Kairo einen Sprengstoffanschlag auf seinen Konvoi überlebt. Dabei wurden laut Polizei 73 Menschen verletzt. Zudem wurden die Gliedmaßen eines Mannes gefunden, bei denen es sich laut Innenministerium die sterblichen Überreste eines Selbstmordattentäters handeln könnte. Bislang hat sich niemand zu dem Anschlag bekannt. Die Muslimbrüder haben sich davon distanziert. Attentate auf Politiker hatte es in Ägypten, anders als beispielsweise im Irak, in Syrien oder im Libanon, bislang so gut wie gar nicht gegeben.

In der Nacht detonierten Sprengsätze an der Straße zum Flughafen der Stadt Al-Arisch auf der Sinai-Halbinsel. Der Nord-Sinai ist eine Hochburg militanter Islamisten.

Die Fahnder ermittelten am Freitag den Besitzer des Autos, in dem der Sprengstoff versteckt worden war. Dieser gab laut Polizei an, er habe das Auto schon vor längerer Zeit als gestohlen gemeldet.

Die Sicherheitskräfte verstärkten wegen angekündigter Proteste der Muslimbrüder und ihrer Verbündeten ihre Präsenz vor wichtigen Einrichtungen in der Hauptstadt Kairo. Dort gingen jedoch laut Augenzeugen nur wenige Demonstranten auf die Straße. Rund 200 Menschen marschierten beispielsweise durch das Viertel Heliopolis. Sie forderten die Rückkehr von Präsident Mohammed Mursi, den die Armee Anfang Juli abgesetzt hatte.

Luft für die Muslimbrüder wird immer dünner

Eine geplante Kundgebung der Muslimbrüder in Alexandria sei abgesagt worden, nachdem sich nur wenige Demonstranten am verabredeten Platz eingefunden hätten, hieß es aus Sicherheitskreisen. Die Partei der Muslimbrüder veröffentlichte Videoaufnahmen von mehreren Protestkundgebungen in kleineren Städten in den Provinzen Al-Kaljubija, Minia und Kafr al-Scheich.

Für die Muslimbrüder wird die Luft immer dünner. Einige ihrer Proteste gegen Mursis Entmachtung in den vergangenen zwei Monaten waren von der Polizei mit Gewalt beendet worden. Bei Demonstrationen und Straßenschlachten kamen mehr als 1000 Menschen ums Leben. Inzwischen sitzt fast die komplette Führung der Organisation hinter Gittern. Man wirft ihnen "Aufstachelung zur Gewalt" vor.

Die Muslimbruderschaft könnte laut ägyptischen Medien demnächst ihren Status als Nichtregierungsorganisation (NGO) verlieren. Die Aberkennung des NGO-Status hat nichts mit dem Verbotsverfahren gegen die Organisation zu tun, das am 12. November beginnen soll. (dpa)