Werdohl.

„Das ist ja wie Weihnachten für die Ratten“, sagt Jürgen Becker und zeigt auf Essensreste neben einem Mülleimer an der Iserschmittstraße. Der Bauhof-Mitarbeiter ist gerade unterwegs um Rattenköder aufzuhängen.

„Das machen wir das ganze Jahr über – immer dann, wenn das Wetter trocken ist.“ Wenn die Kanalgänge nicht allzu voll mit Wasser gelaufen seien, stiegen die Überlebenschancen der Nager. Die runden Köder werden an Draht in die Gullys gehängt. „Wenn wir sie einfach reinwerfen, weichen sie beim ersten Regen ja gleich auf. Und an die Pampe gehen die Ratten nicht ran“, weiß Becker.

Auslegen darf die Köder nur geschultes Personal. Auch der 45-Jährige besucht immer wieder Lehrgänge. Seit 1990 arbeitet er für den Bauhof und weiß: „Das Rattenproblem in Werdohl hat nicht zugenommen. Es kommen kontinuierlich immer wieder Hinweise aus der Bevölkerung, im Schnitt ein Anruf pro Woche.“

"Ein großes Problem sind auch die Essensabfälle"

Alle sechs bis neun Monate werden die Gifte im Köder ausgetauscht. Ratten sind sehr sozial und lernfähig. Sie haben Vorkoster und merken sich Erfahrungen, die sie mit einem Gift gemacht haben. Die von ihm und seinen Kollegen ausgelegten Gifte, so berichtet er, garantierten „einen sehr schmerzfreien Tod für die Tiere“. Die Ratten trockneten dadurch aus.

„Ein großes Problem sind auch die Essensabfälle, die die Leute in die Toilette kippen“, erläutert Becker. „Dann müssen sie für die Nahrungssuche die warmen Kanäle, wo sie geschützt sind, gar nicht verlassen.“ Alle 14 Tage im Schnitt ist Becker unterwegs, um Köder auszulegen – in ganz Werdohl. „Im Bremfeld sind wir allerdings öfter“, hat er einen Schwerpunkt ausgemacht.

Die Bauhof-Mitarbeiter legen Köder nur in den Gullys aus. „Frei dürfen wir die nicht auslegen, sonst gehen Hunde oder Kinder daran.“ Sollten etwa in Kellereingängen Köder notwendig seien, beauftrage die Stadt Werdohl eine Fremdfirma. Verendete Ratten blieben, erklärt Becker, im Gully liegen. Gesundheitsgefahr entstehe dadurch nicht. „Sehen wir aber auf der Straße eine liegen, nehmen wir sie mit. Die wird dann am Bauhof entsorgt.“