Lünen. Es war eine unfassbare Tat: Sechs Monate nach einer absoluten Albtraum-Vergewaltigung ist ein 48-jähriger Handwerker aus Lünen am Mittwoch zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt worden.
Dunkler Anzug, weißes Hemd: Als der Angeklagte von den Wachtmeistern in den Gerichtssaal geführt wurde, sah er aus wie ein Geschäftsmann. Kaum zu glauben, dass derselbe Mann im Februar die beste Freundin seiner Ehefrau über Stunden gequält und sexuell gedemütigt hat.
Damals trug er eine Darth-Vader-Maske und einen Stimmenverzerrer, fiel immer wieder über die 26-Jährige her. "Sie war in absoluter Todesangst", sagte ihre Anwältin vor Gericht. Besonders schlimm: Der Angeklagte hatte der Frau die Augen mit Klebeband verbunden, sie dann ans Bett gefesselt.
Umfassendes Geständnis
Über fünf Stunden war sie dem Täter völlig ausgeliefert. Die Folgen sind dramatisch: Die junge Frau leidet an Schlafstörungen, kann im Dunkeln nicht mehr allein sein, hat nur noch Angst. "Sie kann kaum über die Tat reden", sagte ihre Anwältin den Richtern.
Zumindest das hatte der Angeklagte der 26-Jährigen durch sein umfassendes Geständnis erspart. Auslöser der Tat war der Wunsch nach Bestrafung. Der Angeklagte wollte der besten Freundin seiner Ehefrau etwas antun, weil sie ihn zurückgewiesen hatte. Das empfand er offenbar als Kränkung.
Schlüssel nachgemacht
In die Wohnung war er mit einem heimlich nachgemachten Schlüssel gelangt. Als "Bestie" sieht sich der Lüner trotzdem nicht. Auch eine Psychiaterin hatte ihn nicht als grundsätzlich gefährlich eingestuft. Nach Angaben seines Verteidigers könnte auch die Wechselwirkung verschiedener Medikamente dazu beigetragen haben, dass es zu so einer grausamen Tat gekommen ist.
Die Staatsanwaltschaft hatte sogar neun Jahre Haft beantragt. Der Verteidiger hätte dagegen vier Jahre Haft für ausreichend gehalten. In seinem Plädoyer hatte er aber ebenfalls von einer "unbeschreiblichen Tortur" gesprochen, die die 26-Jährige erlebt habe.