Rees. . Die Gruppe„Fremde werden Freunde“ fordert Schließung der Container-Unterkunft für Asylbe-werber am Melatenweg in Rees. Anne Wagner: „Geschichte gehört zu Ende gebracht“.

Die Gruppe Fremde werden Freunde erhebt Vorwürfe gegen die Stadt. Der Sozialamtsleiter habe spätestens Mitte 2012 gewusst, dass auch die Ehefrau des Herrn M., der sich umbringen wollte, „psychisch sehr belastet war, dass die Kinder litten“, so Anne Wagner (63), Koordinatorin und Sprecherin der reaktivierten Gruppe.

Wohnung gefunden, aber ...

In ihrem Brief an die NRZ heißt es weiter: „Der kleine Einjährige leidet sowohl an wiederkehrenden Lungenentzündungen, als auch an einer Anämie. Da schon im vergangenen Jahr dieser Familie eine Wohnung versprochen wurde, habe ich mich auf den Weg gemacht und gesucht. Es ist sicher nicht einfach, einen Vermieter zu finden, der eine Familie mit vier Kindern, dazu noch aus dem Libanon, aufnimmt – aber ich hatte einen gefunden, einen mit Herz. 89 qm, sozialer Wohnungsbau, drei Schlafzimmer für unter 400 Euro kalt. Die Familie durfte diese Wohnung jedoch nicht nehmen. Es wurde auf das laufende Asylverfahren hingewiesen, obwohl im gesamten Kreis Kleve seelisch belastete Menschen auch dann eine Wohnung erhalten, nur eben in Rees nicht“, so Wagner.

Nach der Ratssitzung, in der die Grünen auf die desaströse Lebensmittelausgabe nach dem Punktesystem hingewiesen hatten, hätte sie den Sozialamtsleiter erneut um Wohnraum gebeten. Der habe nur freundlich gelächelt und abgelehnt, so Wagner. Die Mitarbeiter verschanzten sich hinter Verordnungen, Bestimmungen und wüssten „überhaupt nicht, wie sich das Leben in der Containerbehausung abspielt, wie es ist, im Sommer, wenn es heiß ist, bei 63° in den Zimmern zu leben, wie man bei 40° nachts um 23 Uhr schläft“. Und diese Situation gebe es seit 25 Jahren: „Die Geschichte dieses Geländes gehört zu Ende gebracht!“ Zumal sich in der NS-Zeit hier ein Lager für niederländische Zwangsarbeiter befand und später dann eine Müllkippe.

Die Menschen am Melatenweg 152 hätten nicht aus Jux und Dollerei ihre Heimat verlassen. In einem fremden Land Schutz zu suchen mache man nicht mal eben so. Den Menschen ginge es schlecht in ihrem Land, sie würden verfolgt, oder es gebe nicht genug Nahrung für alle: „Wäre ich eine Mutter aus Afrika, Eritrea, und meine Kind würde an meiner Brust verhungern, ich würde jeden Strohhalm ergreifen, der mich von dort weg bringt. Und sie zahlen viel, viel Geld dafür, in Sicherheit zu leben. Im Falle der Familie M. waren es 20 000 US-Dollar dafür, dass Schleuser sie aus dem Land bringen, vorher bezahlte Dollar, versteht sich.“ Herr M habe zu Hause seine Familie ernährt: „Sie betrieben ein kleines Fuhrunternehmen, lebten in bescheidenem Wohlstand. Die Frau spricht ganz gut Englisch. Sie hat Abitur. Um es kurz zu machen: die Familie, Mitglieder der Religionsgemeinschaft der Drusen, wurde von der Hisbollah unter Druck gesetzt, bedrängt und verfolgt. Die Kinder konnten nicht mehr in die Schule gehen.“ Und hier dürfe der Vater nicht arbeiten, obwohl er Autos reparieren könnte. Er fühle sich schuldig, weil die Familie in diesen jämmerlichen Verhältnissen aufwachsen müsse. Wagner: „Ich bin froh, dass der Stein ins Rollen gebracht wurde. Es wäre schön, wenn wir alle aus der gleichen Richtung schauen könnten, um den Asylsuchenden auf Augenhöhe zu begegnen und ihr Anliegen zu unserem zu machen.“

Zum Schutz der Familie M. und aus Datenschutzgründen wollte die Stadt Rees zu den Vorwürfen keine Stellungnahme abgeben.