Neuenrade.

Kriegsgräberstätten sind überzeugende Mahnmale für den Frieden, zugleich auch Orte des Gedenkens und ebenso Lernorte der Geschichte – insbesondere für junge Menschen. Eine solche Kriegsgräberstätte befindet sich in Ysselsteyn. Auf dem einzigen deutschen Soldatenfriedhof in den Niederlanden liegen fast 33.000 Opfer der beiden Weltkriege.

Eine nicht alltägliche Mischung aus Geschichte, Friedensarbeit und Freizeit, so beschreibt Sabine Protzer die besondere Ferienmaßnahme, welche die Stadt Neuenrade bereits seit 1987 jährlich anbietet. Sabine Protzer ist seit Jahren an Organisation und Durchführung der Fahrt beteiligt. Finanziell unterstützt wird der Ferienaufenthalt an der Nordsee vom Rotary-Club Altena-Werdohl-Plettenberg.

Ausreichend Zeit zum Kennenlernen

Um viele Erkenntnisse reicher kehrten die Teilnehmer mit ihren zwei Betreuerinnen von einer erlebnis- und erfahrungsreichen Woche aus Ysselsteyn zurück. Sieben Tage Freizeit aber auch sozialen Dienst hatten sie in der Zeit miteinander verlebt.

So hatten die Jugendlichen in den ersten zwei Tagen ausreichend Zeit sich kennenzulernen. Am Sonntag ging es zum Beispiel bei strahlendem Sonnenschein in den Freizeitpark „Toverland“. Bis auf einen Tag mit kräftigen Schauern spielte das Wetter die ganze Woche über mit, so dass an fast allen Abenden das Lagerfeuer entfacht werden konnte. Außerdem wurde durch das benachbarte Venray gebummelt, es gab gemütliche Grillabende, spannende Spiele am Lagerfeuer, Beachvolleyball, oder Bowling.

Recherche über Einzelschicksale der Menschen

Auf dem Soldatenfriedhof frischten die Neuenrader Jugendlichen die Inschrift von beinahe 300 Grabkreuzen auf. „Angesichts der Sorgfalt, mit der die Jugendlichen arbeiten, ist das eine beachtliche Leistung“, sagt Sabine Protzer.

Aus Dokumenten recherchierten die Jugendlichen Einzelschicksale von Menschen, die auf dem Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden haben. Diese arbeiteten sie heraus, um sie anschließend in Form von Texten und Bildern den anderen am Grab des Toten vorzutragen. So bemühten sie sich, den Toten – zu dem Namen auf ihrem Kreuz – ein Gesicht und eine Geschichte zu geben. Die Jugendlichen waren besonders von den großen Lebensträumen der Soldaten beeindruckt, besonders da viele zu ihrem Todeszeitpunkt gerade so alt waren, wie die Jugendlichen selbst, die heute an ihren Gräbern stehen und ihre Geschichte erzählen.

Bewegende Lebensgeschichten

Wie in den Vorjahren besuchte eine Delegation aus der Heimat die Jugendlichen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen nahmen Klaus Peter Sasse, Peter Müller, Kurt Maurer sowie Volker Grünberg an dem von der Jugendbegegnungsstätte angebotenen Programmpunkt „Zeitzeugen“ teil.

Der 95-jährige Henk van Straten erzählte der Gruppe seine bewegende Lebensgeschichte. Geboren in dem Jahr, als der erste Weltkrieg endete, hatte er seit Mai 1940 hautnah den Krieg als Soldat und später als Zwangsarbeiter miterlebt. Die Geschichte von Henk van Straten zeigte allen, wie eindrucksvoll Zeitzeugen durch die Erzählungen ihres persönlichen Schicksals Geschichte authentisch nahe bringen können.

Abschied vom Friedhof

Weitere Eindrücke konnten die Jugendlichen während des Besuches des Kriegsmuseums / Liberty Park in Overloon sammeln.

Mit dem Niederlegen von Blumen nahm man gemeinsam Abschied vom Friedhof und ließ die sowohl wunderbare als auch eindrucksreiche Woche bei einem gemeinsamen Grillabend ausklingen. Noch am Lagerfeuer resümierten die Teilnehmer und beschlossen, im nächsten Jahr wieder dabei sein zu wollen. Dies freute ganz besonders die Betreuerinnen Sabine Protzer und Martina Sutterlei. Sie möchten sich für die erneute finanzielle Unterstützung privater Spender bedankten, ohne die die Fahrten nicht möglich gewesen wären.