Schalksmühle.

Rainer Brüderle besuchte gestern bei seinem einzigen Termin in Südwestfalen die Firma Kaiser Elektro. Der FDP-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl griff die Oppositionsparteien im Bund an, wetterte gegen die geplante Solidarumlage in NRW und lobte die heimischen Familienunternehmen.

Die Schritte sind noch etwas wackelig. Krücken sind beim Gehen nach einem Sturz, bei dem sich der Politiker Knochenbrüche zuzog, noch nötig. Dagegen ist seine Stimme fest, kampfeslustig. Rainer Brüderle schießt seine Thesen geradeaus heraus. Der FDP-Spitzenkandidat ist im Wahlkampfmodus. Samthandschuhe sind überflüssig, meint der 68-Jährige und eröffnet das rhetorische Feuer: Der Veggie-Tag oder Gesundheitsampeln für Lebensmitteln – „die Grünen bevormunden die Bürger. Nur weil die in der Schule nicht aufgepasst haben, wollen die irgendwelche Aufkleber auf Produkten. Ich kann noch selbst entscheiden, was ich esse. Wenn ich ein Schnitzel will, dann will ich kein Gemüse.“

"Wir können uns solche Kosten nicht leisten"

Rainer Brüderle lehnt sich zurück. Blickt Firmenchef Burkhard Kaiser in die Augen. Dann reißt Brüderle die Arme hoch. Vermögens- und Erbschaftssteuer wollten die Grünen anheben und wüssten gar nicht, was sie damit anrichten. „Wir müssen die Halbbildung dieser Leute ertragen.“ Leidtragend seien die Mittelständler. Die Familienbetriebe wie das Unternehmen Kaiser Elektro. Seit 1904 ist die Firma als Marktführer für die professionelle Elektroinstallation aktiv. Das Familienunternehmen hat insgesamt 300 Angestellte, davon 200 in Schalksmühle. Deren Geschäftsführer Burkhard Kaiser unterstützt die Aussagen von Brüderle.

„Wir können uns solche Kosten nicht leisten. Lasst uns bloß das Kreuzchen richtig setzen.“ Brüderle lobt das Unternehmen Kaiser. Die Stellung, die sie auf dem Weltmarkt einnehmen und welche Bedeutung Mittelständler für die Bundesrepublik hätten.

Wie sehr der demografische Wandel schon Kaiser getroffen habe, will Rainer Brüderle wissen, während er sich die Produkte aus dem Hause Kaiser anschaut. Mit derzeit zwölf Auszubildenden sorge das Unternehmen selbst dafür, dass die Facharbeiter von Morgen bereit ständen. „Wer sich im Unternehmen engagiert, der kann auch bleiben. Dann geben wir eine Übernahmegarantie“, sagt Burkhard Kaiser. Der Geschäftsführer zeigt sich ebenso wie sein Bruder Ulrich Kaiser erfreut, dass Rainer Brüderle nach Schalksmühle gekommen ist.

70 Minuten Dauerfeuer

Den Besuch hat der Ortsvorsitzende Jan Schriever zusammen mit dem heimischen FDP-Bundestagsabgeordneten Johannes Vogel organisiert, der Brüderle im Vorfeld über die Lage in Schalksmühle informierte. Thema Nummer eins – die sogenannte Solidarumlage der rot-grünen Landesregierung. Die Volmegemeinde muss im kommenden Jahr rund 2,2 Millionen Euro für Pleitestädte zahlen. „Das ist keine Solidar-, sondern eine Strafumlage.“ Rainer Brüderle schlägt mit der Handfläche auf den Tisch. Kommunen, die eine gesunde Gewerbestruktur aufgebaut hätten, seien durch „die Roten und die Grünen die Doofen“. Johannes Vogel ergänzt, dass die Rechtmäßigkeit eines solchen Gesetzes geprüft werden müsste. „Die FDP wird sich auf Landesebene wehren“, sagt Vogel, der Lob von Brüderle für seine Politik und die guten Reden im Bundestag bekommt. „Johannes ist richtig im Kommen. Wenn er so weiter macht, kann er mich beerben.“ Brüderle hält inne und grinst. „So in 20 Jahren – wenn ich in Rente gehe.“

Nach 70 Minuten Dauerfeuer von Brüderle ist Schluss mit dem Auftritt in Schalksmühle. Weiter geht’s nach Franken in Bayern. Schützenhilfe leisten für die liberalen Freunde bei der Landtagswahl und bei der Bundestagswahl.