Plettenberg.
Wem am Samstag ein großes oranges Gefährt am toom-Baumarkt auf der Bredde auffiel, der hat das Energiemobil gesehen. Allzu viele Gäste hatte das Mobil in Plettenberg allerdings nicht.
Bis zur Mittagszeit schnupperten gerade einmal 13 Leute herein - was nicht zuletzt wohl auch am Schützenfest in Eiringhausen lag.
Trotzdem konnte sich Günter Neunert von der Energie-Agentur NRW gut vorstellen, noch einmal mit dem Mobil in die Vier-Täler-Stadt zu fahren: "Wenn zum Beispiel eine Schule Interesse hat, kommt der Bus natürlich auch." An einem Schultag würde dann viel Wissen rund um die effektive Nutzung von Energie vermittelt.
Energiespar-Schulung für Fünftklässler
Denn das Energiesparmobil macht Schüler zu Energiepaten und Müllexperten: Strom kommt aus der Steckdose, die Zentralheizung wärmt die Wohnung. Warum also Energie sparen? - Um das Thema Klimaschutz für Kinder und Jugendliche fassbar zu machen, macht derzeit dieser besondere Bus Station auf Schulhöfen in ganz NRW. In dem so genannten Energiesparmobil kann man ausprobieren, wie Strom aus Wind gemacht wird, welchen Effekt Wärmeschutzverglasung hat oder wie eine Brennstoffzelle funktioniert.
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ns Leben gerufen hat die Aktion übrigens das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie. Bei den Schulen kommt das gut an. Denn Energiesparen ist für viele Schulen ein zentrales Thema. Energiebus der EnergieAgentur.NRW.
"Schon für die Fünftklässler gibt es bei uns eine Energiespar-Schulung", erklärt Dr. Dorothea Neugebauer von der Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen. Licht ausschalten, Müll trennen, richtig lüften - schon wer diese wenigen Punkte beherzigt, kann viel bewirken. Darauf werden die neuen Schülerinnen und Schüler am Berger Feld von Anfang an eingeschworen. Hilfe gibt es dabei von Siebtklässlern, die als so genannte Energiepaten die "Neuen" unterstützen.
Zahlreiche Möglichkeiten
"Sie kontrollieren in den Pausen bei den Fünftklässlern, ob das Fenster zum Lüften weit offen steht oder ob die Thermostate an den Heizkörpern richtig eingestellt sind", erklärt Neugebauer. Bei den Schülern sei ein Erfolg dieser Maßnahmen deutlich spürbar. "Das geht bis in die Elternhäuser hinein", berichtet die Physiklehrerin. Beispielsweise beim Lüften.
"Die Kinder erzählen, Mama kann es schon, aber Papa noch nicht, aber der ist ja auch nicht so viel zu Hause." Für Schule hat die Energie-Erziehung der Kinder ebenfalls ganz spürbare Konsequenzen: "Durch die konsequente Mülltrennung und das separate Sammeln von Papier sparen wir enorm Müllgebühren."
Kein Wunder, dass die Gesamtschule Berger Feld jetzt auch bei der aktuellen Tour des Energiesparmobils dabei sein wollte. Ausprobieren, wie aus Wind Strom gemacht wird, fühlen, welchen Effekt Wärmeschutzverglasung hat, oder herausfinden, wie eine Brennstoffzelle funktioniert: Dies sind nur drei der zahlreichen Möglichkeiten, die der Bus den Kindern und Jugendlichen bietet.
Mit der Thematik schon vertraut
"Er hat etwa die Größe eines Linienbusses und ist voll mit Demo-Material", erklärt Joachim Frielingsdorf von der EnergieAgentur NRW, die das Fahrzeug entwickelt hat. Man kann beispielsweise mit einer Rallye die einzelnen Stationen erkunden. Oder sich von den Ingenieuren der EnergieAgentur alles genau erklären lassen.
Die aktuelle Tour über die Schulhöfe wurde übrigens vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie initiiert. "Je eher sich Kinder und Jugendliche mit Fragen einer zeitgemäßen und sparsamen Energieversorgung beschäftigen, desto besser. Deshalb wollen wir diese Themen in den Unterricht einbringen, gerne auch als fächerübergreifendes Projekt", so Ministerin Christa Thoben.
In der Hauptschule Anröchte, wo das Fahrzeug schon Station gemacht hat, waren die Jugendlichen auf jeden Fall begeistert. "Auch in den Pausen war der Bus umlagert", berichtet Josef Saal. Der Themenkomplex Energie wurde in den meisten Klassen im Physikunterricht vorher besprochen, jetzt werden einzelne Experimente aus dem Bus noch einmal erklärend weiter aufgegriffen.
Ein Teil der Anröchter Jugendlichen war mit der Thematik ohnehin schon recht vertraut: Drei Siebtklässler hatten beim letzten "Jugend-forscht"-Wettbewerb eine Arbeit über Energiesparen im Kinderzimmer eingereicht.
Mit Mehrfachglas bleibts im Winter warm
Weitere Informationen dazu gibt die Energieagentur.NRW unter der Telefonnummer (02 11) 8 37 19 30.
Allerdings: "Wir haben auch schon Anfragen für 2014 und 2015", sagte Neunert über das "weitestgehend ausgebuchte" Beratungsmobil. Und das hat Erfolg: Im September fährt es bereits seit 14 Jahre in Nordrhein-Westfalen umher. "Jährlich haben wir etwa 100 Termine", erzählte Experte Günter Neunert.
Im Innern des Busses wartete spannendes Anschauungsmaterial auf die Besucher. Kleine Modelle einer Photovoltaik-Anlage samt Solarzellen, einer Zentralheizung mit Holzpellets und einer Brennstoffzelle zeigten die Funktionsweise dieser Technologien.
Auch den Unterschied zwischen altem und neuem Fensterglas konnten die Besucher mit den eigenen Händen erfühlen: eine kleine Lampe erwärmte die Fensterscheiben im Miniaturformat - bei dem alten, einfach verglasten Fenster wurden die aufgelegten Handflächen spürbar warm. Demgegenüber ließ ein modernes, dreifach verglastes Fenster kaum Wärme durch. Dieses einfache Beispiel zeigte den Besuchern deutlich: Mit Mehrfachglas bleibt es im Winter schön muckelig warm.