Lüdenscheid.

Wer Wolfgang Löhn die Frage stellt: „Wie lange haben Sie denn noch?“, der stellt die falsche Frage. Wer allerdings fragt: „Was haben Sie noch vor?“, der liegt goldrichtig. Denn nach 40 Dienstjahren bei der Stadtverwaltung Lüdenscheid denkt der 57-Jährige längst noch nicht ans Aufhören.

Deshalb beginnt dieser Rückblick mit einem Blick nach vorn: „2014 feiern wir die 25-jährige Städtepartnerschaft mit der polnischen Stadt Myslenice, 2016 mit Romilly und Taganrog, 2018 steht der 750. Geburtstag der Stadt Lüdenscheid an. Außerdem wollen wir unsere Internet-Präsentation verbessern.“ Da ist es kein Wunder, dass Wolfgang Löhn auch nach 40 Jahren noch gerne zur Arbeit kommt: „Sie macht mir sehr viel Spaß und es war eine gute Entscheidung, dass ich mich 1989 für die Nachfolge von Reinhard Merkschien als Leiter der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beworben habe.“

Manche Erlebnisse bleiben unvergessen

Mit 17 begann der gebürtige Lüdenscheider nach Realschulabschluss und zwei Jahren an der Höheren Handelsschule als Inspektoranwärter bei der Stadt. In den nächsten Jahren durchlief er sechs Abteilungen: das Hauptamt, als zweites schon sein späteres Spezialgebiet – damals hieß es noch Amt für Öffentlichkeitsarbeit und Fremdenverkehr –, das Vermessungs-, das Rechnungsprüfungs-, das Sozial- und Ordnungsamt. Nach Stationen im Bauamt und in der Organisationsabteilung des Hauptamtes, wo es um die Verbesserung von Arbeitsabläufen ging, begann dann im Spätsommer unter dem damaligen Stadtdirektor Lothar Castner die Öffentlichkeitsarbeit mit vielfältigen Aufgaben: „Ich nenne es gern Gemischtwarenladen. Es ging und geht um Stadtwerbung, Internet-Präsentation, die Organisation und Pflege von Städtepartnerschaften, das Stadtfest, juristische Dinge und die Vorbereitung und Begleitung von Sitzungen. Die Gestaltungsfreiheit ist in manchen Bereichen sicherlich größer als in anderen Abteilungen, aber natürlich immer in Abstimmung mit der Verwaltungsspitze.“

Manche Erlebnisse bleiben unvergessen: der Besuch von ehemaligen jüdischen Mitbürgern, die 1990 erstmals wieder deutschen Boden betraten, Austausche zwischen Ost und West als Völkerverständigung auf lokaler Ebene. „Das waren zum Teil beeindruckende und bewegende Momente“, erinnert Wolfgang Löhn und die tiefe Emotionalität ist ihm noch heute beim Erzählen anzumerken. Das gilt auch für die Teilnahme an der Trauerfeier in Leuven für die Opfer des Busunglücks im vergangenen Jahr.

Weit über den Tellerrand hinaus

Ob es die Organisation des Stadtfestes als Beauftragter des Heimat- und Geschichtsvereins war, das Kulturfestival mit allen sechs Partnerstädten 1995 im Kulturhaus, das Jugendcamp zur Fußball-WM 2006, die Werbung für kulturelle Veranstaltungen, die Umsetzung von Stadtführungen und die Einführung von Souvenirs: „Die Themen sind breit gestreut. Und vieles, was ich im Kontakt mit Menschen – sei es aus anderen Ländern, aus Vereinen oder aus Politik und Kultur – erfahren habe, hat mich als Person verändert, weil es mir Blicke weit über den Tellerrand hinaus ermöglicht hat.“

Der Vater einer erwachsenen Tochter macht mit seiner Frau gern Urlaub in Frankreich – er mag die Lebensart dort und das Essen. Zuletzt ging’s aber auch mal nach Südengland. Ein Bild von der Küste bei Cornwall ziert den Bildschirmschoner im Büro. Ein herrlicher weiter Blick mit Meer, Felsen und blauem Himmel – weit über den Tellerrand hinaus eben.