Dorsten. . Die Betreiber in Dorsten sind in der Zwickmühle. Sie wollen die Bundesligaspiele übertragen. Doch die Gebühr, die der Bezahlsender Sky dafür aufruft, steht in keinem Verhältnis zu den Einnahmen

Mit der Partie des FC Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach ist die Fußball-Bundesliga gestern Abend im 50. Jahr ihres Bestehens in die Saison 2013/2014 gestartet.

Fußball-Fans weiblichen und männlichen Geschlechts konnten sich über eine frei empfangbare Live-Übertragung in der ARD freuen. Umstellen müssen sich allerdings etliche Fußball-Enthusiasten, die, wie in der letzten Spielzeit, in ihrer Stammgaststätte die Live-Berichterstattung der Spiele per Bezahlsender Sky verfolgen wollen.

Denn die neue Preisstruktur von Sky für die Gaststättenbetriebe hat auch unter den Wirtinnen und Wirten in der Altstadt und auf der Hardt für unterschiedliche Reaktionen gesorgt – sogar bis hin zur Kündigung des Abos.

Keine Tore in der Torschänke

Michael Weber, Inhaber der Gaststätte „Zum Lippetor“, schmunzelt und sagt: „Ich muss Sky ein bisschen in Schutz nehmen, denn ich hatte schon vor der Preiserhöhung gekündigt. Das rechnet sich nur für die wenigsten Gaststätten, für kleine schon mal gar nicht.“

Keine Tore in der Torschänke. Kerstin Jakob ist Inhaberin der „Torschänke“, sie hat ebenfalls das Abo gekündigt. Und fährt größere Geschütze gegen Sky auf: „Ich bin nicht mehr bereit, mein Geld aus dem Fenster zu werfen. Mittlerweile ist das fast eine zusätzliche Miete.“ Statt 249 € inklusive Mehrwertsteuer soll die Wirtin der „Torschänke“ nunmehr über 415€ monatlich für das Abonnement bezahlen. Kerstin Jakob: „Da stecke ich das Geld lieber meinen Kindern zu.“

Keine Entscheidung im Hummels

Diana Fastenrath wird in ihrem Gasthaus „Georgseck“ auf der Hardt auch weiterhin die Live-Berichterstattung der Bundesliga per Sky anbieten: „Ich behalte Sky auf jeden Fall erst einmal diese Saison, das ist ja eine Serviceleistung für die Gäste. Aber mal sehen, was da noch kommt. Vielleicht muss ich dann nochmal neu überlegen.“

Zwei Fernseher und eine Großbildleinwand hält das „Hummel’s“ in der Altstadt vor. Die Betreiber Andrea Hummel und Reiner Rex sind sich noch nicht schlüssig, ob sie Sky weiter behalten: „Wir haben uns noch nicht entschieden, überlegen noch.“ Beide setzen auf Verhandlungen mit dem Anbieter, um eventuell zu einem niedrigeren Abo-Preis zu kommen. Reiner Rex: „Das Geld, was wir an Sky bezahlen, muss ja auch erst einmal erwirtschaftet werden.“

Auch Franco und sein Team vom Eiscafé „Michele“ am Markt sind noch unentschlossen: „Wir warten noch auf die Rechnung von diesem Monat, dann werden wir entscheiden, was weiter passiert. Wenn die Rechnung zu hoch ausfällt, werden wir kündigen – aber was sagen die Kunden dann?“

Eine neue ausgewogene Angebots- und Preisstruktur

Entspannt sieht Wirtin Tanja Kuch von der Gaststätte „Hexe“ die Diskussion um Sky – sie hat seit der Wiedereröffnung im letzten Jahr auf den Bezahlsender verzichtet. Tanja Kuch: „Das habe ich bewusst mit Blick auf die anderen kleineren Gaststätten, die bereits Sky hatten – getan, um ihnen keine Konkurrenz zu machen.“ Und sieht auch keinen Handlungsbedarf: „Mit Blick auf deren Preispolitik wird es hier auch in Zukunft kein Sky geben. Das Preis-/Leistungsverhältnis passt nicht für uns Eckkneipen.“

Und dabei hatte sich Sky in einem Schreiben an seine Restaurations-Abonnenten, das der WAZ-Redaktion vorliegt, alle Mühe gegeben, die neue Preisstruktur zu verteidigen. So habe man sich aufgrund von „Veränderungen und Verbesserungen“ dazu entschieden, eine „neue, ausgewogene Angebots- und Preisstruktur einzuführen“. Wobei erstmals „weitere Aspekte wie etwa die Bevölkerungsdichte, die Kaufkraft und die Sportaffinität in Ihrer Region“ berücksichtigt würden. Was dann insgesamt zu „transparenteren Preisen“ führe.

Kaufkraft als Aspekt für eine Preiserhöhung in einem Kreis wie Recklinghausen mit 35.454 Arbeitslosen im Monat Juli?

Sportaffinität in der Region als Aspekt? Die schlüssig eigentlich dazu führt, dass sich beispielsweise Tausende von Dauerkartenbesitzern zu den Heimspielen des FC Schalke 04 aufmachen, anstatt in der Stammkneipe vor dem Fernseher zu sitzen – wodurch die Wirtsleute lediglich bei Auswärtsspielen zum (möglicherweise) erhofften Umsatz kommen.