Haldern. . Dirk Schmidt-Enzmann und seine Firma Media Spectrum bescheren dem Festival zum 30. Geburtstag ein imposantes Geschenk. Zwei Meter zusätzliche Höhe machen vor allem für die Beleuchtung viel aus.

Zum Geburtstag bringt man ein Geschenk mit. Wenn es ein runder Geburtstag ist, dann fällt das Präsent auch mal etwas größer aus. Dirk Schmidt-Enzmann, seit der Premiere 1984 beim Haldern Pop Festival als Lieferant der Bühne, der Beschallung und Beleuchtungstechnik an Bord, hat zum 30. ein besonderes Geschenk dabei. Das Festival bekommt eine neue Hauptbühne. Diese ist zwei Meter höher und wirkt dadurch „deutlich imposanter“, verrät der 51-Jährige.

Die neue Bühne nimmt der TüV Köln ab. Es ist eine Sonderabnahme erforderlich, weil Media Spectrum (siehe unten) sie neu entwickelt hat. Die alte Bühne, die beim Haldern Pop in den vergangenen elf Jahren stand, war 20 Jahre alt. Davor prägte viele Jahre eine Rundbogenbühne die Optik. „Statt immer weitere Sanierungen an der alten Bühne durchzuführen, macht eine neue Bühne jetzt Sinn“, sagt Schmidt-Enzmann. Für Haldern Pop entstehen keine Mehrkosten – auch geschenkt. Aus alter Verbundenheit.

Bisher stand die größtmögliche Maxi Beam Bühne auf der Reiterwiese in Haldern. Nun wird es die kleinstmögliche Super Beam Bühne. Statt aus Alu ist das Gerüst aus schwerem Stahl. Die Halderner Firma Schwinning stellt für den Aufbau ihren Autokran zur Verfügung. Die Bühne ist 16 Meter breit, zwölf Meter tief und zwölf Meter hoch. Die Anbauten an den Seiten bleiben in etwa gleich, so dass vor allem die Höhe des Daches den Unterschied ausmacht. „Sie wirkt weniger gedrungen als die bisherige Bühne.“ Gerade für die Beleuchtung ergeben sich neue Möglichkeiten.

Dirk Schmidt-Enzmann beim Bühnenaufbau 2009.
Dirk Schmidt-Enzmann beim Bühnenaufbau 2009. © WAZ FotoPool

Der Bereich, auf dem die Bands spielen, macht weniger als die Hälfte der Fläche aus. Hinter der Kulisse baut eine Band während des Festivals schon auf und eine andere Band noch ab. Erfordert ein Konzert besonderen technischen Aufwand – in diesem Jahr wird das bei Regina Spektor der Fall sein – baut sogar eine vierte Band parallel auf. Im versteckten Teil der Bühne sowie 30 Meter vor der Bühne im FOH, Front of House, wo die Ton- und Lichttechniker für den reibungslosen Ablauf sorgen, käme es in diesen Fällen zur „Operation am offenen Herzen“, so Schmidt-Enzmann. Dafür müsse die Bühne geeignet sein.

Ein autodidaktischer Bühnenbauer

Indirekt hat der Bayer-Konzern Haldern Pop die neue Bühne auch beschert. Das Unternehmen beauftragte Media Spectrum zur 150-Jahr-Feier in der Bay-Arena in Leverkusen eine Sonderkonstruktion zu entwickeln, so Schmidt-Enzmann. Das ist genau die Bühne, die nun auf dem Markt verbreitet werden soll. „Diese Bühne wird sich über Jahre etablieren“, schätzt der Techniker aus Willich.

Er weiß, wovon er spricht. Schmidt-Enzmann ist ein Pionier. Für den Beruf des Bühnenbauers gab es vor 30 Jahren, als auch er anfing, keine Ausbildung. Er ist sozusagen ein autodidaktischer Bühnenbauer. Er hat die Bühnen selbst entwickelt. Die Stahlkonstruktionen waren früher Sache der Gerüstbauer. Die Szene belächelte den jungen Mann damals leise, als er leichtere Alu-Traversen für die Bühnen entwickelte. In den ersten zehn Jahren von Media Spectrum sind Konstruktionen entstanden, die teils noch heute europaweit Maß der Dinge seien, so der 51-Jährige.

Auf Sicherheit legt er größten Wert: „Ich bin heilfroh, dass es bei unseren Bühnen in 30 Jahren keinen schweren Unfall gab.“ Dass seit der Love Parade-Katastrophe von Duisburg die Bühnen in Deutschland deutlich genauer abgenommen werden als es vorher teils der Fall war, begrüßt er auch.

Schmidt-Enzmann und Haldern Pop-Chef Stefan Reichmann lernten sich vor über 30 Jahren „auf der Sause im Saal des Jugendheimes“ in Haldern kennen. Danach arbeiteten sie zusammen fürs Haldern Open Air, das Jahr für Jahr wuchs. Übrigens: Sein persönliches Highlight war 1996 die Dave Matthews Band, die in punkto Professionalität der Technik anderen Gruppen weit voraus gewesen sei: „Als das Konzert anfing, dachte ich, dass die eine CD abspielen. So perfekt war der Klang.“

Media Spectrum, dessen Geschäftsführer Dirk Schmidt-Enzmann ist, zählt heute 28 feste und über 50 freie Mitarbeiter. Am Firmensitz in Willich lagert hochwertige eigene Technik auf 4200 Quadratmetern. Außer Bühnenbau bietet das Unternehmen Beleuchtung, Beschallung, Videotechnik und Multimedia, Tribünen, Messebau und Dekoration, Konferenztechnik und Sonderkonstruktionen.

Mit 21 Jahren machte sich der gebürtige Mülheimer Schmidt-Enzmann vor 30 Jahren selbstständig und gründete die heutige Firma. Sein Blick ist in die Zukunft gerichtet: Es sollen künftig noch modernere Bühnen entwickelt werden. „Ich möchte dem Unternehmen Innovationen für die Zukunft mitgeben, für die Zeit, wenn ich mal in Rente gehe.“