Werdohl.

Drei Angeklagte, zwei Spielhallenüberfälle und ein Geständnis: Seit Freitag verhandelt die 1. große Jugendkammer des Landgerichts Hagen gegen zwei 20- und einen 19-jährigen Werdohler, die in wechselnder Besetzung und in unterschiedlichen Rollen an zwei Überfällen auf Spielhallen in Werdohl und Balve beteiligt gewesen sein sollen.

„Nicht schon wieder“, dachte die Spielhallenaufsicht des Balver Casinos, als ihr in der Nacht zum 5. März ein Messer vorgehalten wurde und sie die Worte hörte: „Das ist ein Überfall. Ich habe letzte Woche zuviel verloren, aber ich tue ihnen nichts.“ Für die 46-jährige Zeugin war der Überfall bereits der zweite, wie sie berichtete. Sie zitterte derart, dass sie kein Geld aus der Kasse nehmen konnte. Daraufhin griff der Täter zu und erbeutete rund 740 Euro. 800 Euro blieben in der unteren Etage der Kasse – darüber war die Mitarbeiterin stolz. Trotz des Überfalls kehrte sie am nächsten Tag an ihren Arbeitsplatz zurück. „Es geht. Ich habe viel darüber gesprochen“, beschrieb sie im Gerichtssaal ihr Befinden heute.

Der Täter hatte sie verkleidet überfallen, sein Kostüm aber wohl zu spärlich gewählt. Immerhin hatte er einen Nikolausmantel aus der Schule mitgebracht – von einer Theateraufführung, wie er vor Gericht verriet. Die Tarnung als Heiliger mitsamt einer Maske funktionierte schlecht: Weil der 20-jährige Hauptangeklagte eine Stunde zuvor noch unmaskiert mit seinem 19-jährigen Mitangeklagten in der Balver Spielhalle gewesen war, war sich die Frau sehr sicher, dass der Ältere sie bedroht hatte. Der wehrte sich zum Auftakt des Prozesses auch nicht gegen die Vorwürfe, beide Spielhallen überfallen zu haben.

Die Rolle des 19-Jährigen blieb hingegen unklar: Er bestritt, an den Überfällen beteiligt gewesen zu sein. Der Hauptangeklagte bestätigte dies wortreich und bezichtigte seinen 20-jährigen Mitangeklagten, bei dem Überfall auf die Spielhalle „Oase“ an der Freiheitsstraße in Werdohl dabei gewesen zu sein. Zwei Täter waren dort am 7. März mit gezückten Messern eingedrungen. „Das ist ein Überfall. Du brauchst dich gar nicht zurückzudrehen, sonst hast du ein Messer im Rücken“, erinnerte sich ein 39-jähriger Kunde des Casinos vor Gericht an die Bedrohung. Da habe er sich wieder zum Spielgerät zurückgedreht. „Ich habe noch nie so gezittert wie in dem Moment“, sagte er. Gut 228 Euro erbeuteten die Täter dort.

Wer war der zweite Räuber in Werdohl? Die Überwachungskamera hielt Bilder von den maskierten Tätern fest, die unter anderem eine Hand mit einer Unregelmäßigkeit zeigen. Diese soll von einem Gutachter mit einer Warze des vom Haupttäter als Komplize bezichtigten 20-Jährigen verglichen werden. Wegen einschlägiger Vorstrafen ist er als Einziger des Trios in Untersuchungshaft.

Noch weitgehend ungeklärt ist auch bei diesem Überfall die Rolle des 19-Jährigen, der nicht mit im Casino war. Ihm wird vorgeworfen, die Messer für den Überfall organisiert zu haben und mit zu den Tatorten gefahren zu sein.

Der Prozess wird am 6. August ab 9 Uhr fortgesetzt.