Meinerzhagen. . Weltmarktführer Otto Fuchs KG aus Meinerzhagen setzt auf Schmiederäder. Belastung durch hohe Stromkosten. Härtefallregelung greift nicht mehr

Der Zwang zur Gewichtsersparnis im Autobau wird den Absatz von geschmiedeten Rädern in die Höhe treiben. „Geschmiedete Räder sind leichter auszuführen als Gussräder“, sagt Jörg Ihne, Leiter der Abteilung Produkt- und Verfahrensentwicklung bei der Otto Fuchs KG in Meinerzhagen, Zulieferer für die Luft- und Raumfahrt sowie für den Fahrzeugbau. Und einer der zahlreichen Weltmarktführer aus Südwestfalen.

Viele sicherheitsrelevante Teile im Flugzeugbau kommen aus dem Sauerland: Räder, Seiten- und Höhenleitwerk, Spanten, Fensterrahmen - alles geschmiedet. Und Autoräder. „Der Volksmund sagt zwar zum Rad Felge, aber das funktioniert bei Kutschen ja schon nicht“, ergänzt Ihne bei der Betriebsbesichtigung in dem Familienunternehmen mit insgesamt 8670 Mitarbeitern und über drei Milliarden Euro Umsatz, das mit der geschmiedeten so genannten Fuchs-Felge bekannt geworden ist.

Exklusiv-Felgen

Heute verlassen nur noch Exklusiv-Felgen den Produktionsstandort Meinerzhagen - bis zu 600.000 im Jahr. Sie schmücken Premiumhersteller etwa ab Audi A6, der BMW-5er-Reihe und natürlich Porsche. Branchengerüchten zufolge verkauft der Sportwagenhersteller Otto-Fuchs-Räder für 1100 bis 1200 Euro das Stück. Die weiteren eine Million nicht ganz so edlen Räder kommen von einer Tochter in Ungarn - finanziell nicht anders machbar, wie Ihne durchblicken lässt. Hinter der Firma Borbet aus Hallenberg, die nur Gussräder herstellt, ist Fuchs zweitgrößter Felgenproduzent Deutschlands und unter den Top 5 der Welt.

Was aber hat die geschmiedete Fuchs-Felge mit Energieeffizienz in Unternehmen der Metallindustrie zu tun - zu diesem Thema hatte die Wirtschaftsvereinigung Metalle deutsche Fachjournalisten nach Meinerzhagen eingeladen. Viel, wie Dr. Bernd Velten erklärt, Leiter Technischer Vertrieb und Marketing bei Otto Fuchs. Nach seinen Worten sind Schmiederäder 20 Prozent leichter als Gussräder - etwa 1,4 Kilogramm pro Stück - und haben höhere Sicherheitsreserven, bei einem etwas höheren Preis. Die Gewichtsersparnis führt zu weniger Spritverbrauch und zur Vermeidung von energieintensiver Aluminiumproduktion, erläutert Velten - bis zu 24 000 Tonnen CO2 jährlich können so eingespart werden, hat der Verband der Automobilindustrie flugs errechnet.

Ernster Hintergrund

Und mit dem demnächst vorgestellten 5-Kilo-Rad dürfte Otto Fuchs dann der blaue Umweltengel kaum noch zu nehmen sein. Die Sache hat einen ernsten Hintergrund. Das über 100-jährige Unternehmen, das als Messing-Gießerei für Gewichte zum Eichen anfing, leidet als energieintensiver Betrieb mit 190 Gigawatt Verbrauch im Jahr unter den hohen Stromkosten mitsamt staatlichen Auflagen. Wenn beide 30 000-Tonnen-Pressen in Betrieb sind, wackelt das Netz.

Der Wegfall der Härtefall-Regelung im Erneuerbare-Energien-Gesetz kostet Otto Fuchs eine Millionen Euro im Jahr, erklärt Dr. Hinrich Mählmann, persönlich haftender Gesellschafter. Investitionen werden so zum Nullsummenspiel. Von rund 30 Millionen Euro Energiekosten im Jahr mache die EEG-Umlage allein 10 Millionen Euro aus. „Wir werden noch stärker auf Gas umstellen müssen“, weist Mählmann den Weg.