Hardt. .

Herbert und Fred aalen sich in der Sonne. Der Presserummel um sie herum interessiert sie nicht die Bohne. Nach der zwangsverlängerten Winterpause dürfen sie seit ein paar Tagen wieder Licht, Luft und Sonne genießen. Und das tun die beiden Herren auch. Und nicht nur sie alleine: 76 weitere Artgenossen der Gattung der Landschildkröten tun es ihnen gleich. Und zwar in einem Ambiente in der Schildkrötenauffangstation am Nikolausweg, das sich sehen lassen kann.

Fast täglich neue Tiere

„Wir sind eine von ganz wenigen Auffangstationen in Deutschland“, sind Barbara Klobusch und Dr. Susanne Ewens, die Motoren der Station, sichtlich stolz. Vor vier Jahren haben die Reptilienliebhaberin und die Medizinerin mit Reptilienexpertin damit angefangen, ausgesetzte Tiere aufzunehmen und aufzupäppeln. Und seitdem haben sie sich nicht nur unter Zoos und Medizinern einen Namen gemacht, sondern auch bei Schildkrötenhaltern.

Letztere nutzen vor allem die Möglichkeit, ihre Tiere während des Sommerurlaubs als Pensionsgäste in der Auffangstation gut versorgt zu wissen. Oder sie in der kalten Jahreszeit an gleicher Stelle unter fachlicher Überwachung in den kontrollierten Winterschlaf zu schicken. 125 Tiere waren es diesen Winter: „Damit ist die Grenze erreicht“, gibt Dr. Ewens zu.

Zumal fast täglich neue Fundtiere oder solche aus einer Beschlagnahmung dazu kommen. „Erst letzte Woche hat uns das Veterinäramt elf große Wasserschildkröten aus einer Beschlagnahmung gebracht“, sagt Barbara Klobusch. Oder es wird für Scheidungstiere nach einer geeigneten Obhut gesucht. Und nicht zuletzt „landen“ auch ausgesetzte Reptilien im glücklichsten Fall bei Klobusch, Ewens & Co.

Dort werden sie untersucht, gepäppelt - und häufig in ein neues Zuhause vermittelt. Die „Adoptionsmenschen“ werden vor allem darauf hingewiesen, „dass Schildkröten keine Tomaten-, Salat- und Gurkentiere sind“, betont Dr. Ewens immer wieder. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit - Fachvorträge, Kräuterexkursionen, Führungen von Schulklassen - haben man mittlerweile schon einiges an Aufklärungsarbeit leisten können, freuen sich Klobusch und Ewens. Und nicht zuletzt auch die zahlreichen Mitglieder und die Ehrenamtlichen tragen als Multiplikatoren dazu bei, dass die Schildkröten einmal mehr ins Blickfeld geraten. Zoos und Universitäten - aber auch Fachhändler - greifen inzwischen gerne auf die Kompetenz der Auffangstation zurück.