Wulfen. . Wolfgang Endrös dirigiert am Samstag, 8. Juni, in St. Barbara die Musikgemeinschaft Marl.

Ein singuläres Werk der romantischen Kirchenmusik des frühen 19. Jahrhunderts steht in der Barkenberger St. Barbara-Kirche am Samstag, 8. Juni, um 20 Uhr auf dem Programm der Musikgemeinschaft Marl (MGM), dirigiert von Wolfgang Endrös, dem rührigen Essener Domkantor und Leiter der Wulfener Musikwoche. Chor, Orchester und ein vorzügliches Quintett von Gesangssolisten werden die große Messe Nr. 6 in Es-Dur von Franz Schubert aufführen.

Fünf junge Gesangs-Solisten

Mit der Komposition seiner Es-Dur-Messe begann Schubert im Juni 1828. Er vollendete das Werk, das zu seinen schönsten Schöpfungen zählt, im Herbst jenes Jahres, das auch sein Todesjahr werden sollte. Die Uraufführung im Oktober 1829 unter der Leitung von Franz Schuberts Bruder Ferdinand erlebte der Komponist nicht mehr.

Mit seiner „Missa solemnis“, wie Schuberts Es-Dur-Messe auch genannt wird, löst sich der österreichische Komponist von manch überkommener Traditionen der Kirchenmusik. Er interpretiert ganze Textpartien individuell, die Messe wird zur persönlichen, zur subjektiven Aussage. Schuberts Tonsprache verzichtet im Orchestersatz auf die hellen, freundlichen Flöten, dafür erhalten die Fagotte besonderes Gewicht, verstärkt durch Posaunen. So entstehen düstere Szenarien und visionäre Traumbilder im Kontrast zur „frohen Botschaft“.

Schubert betrat mit der Es-Dur-Messe musikalisches Neuland, das weit über die Wiener Klassik hinausweist. Vieles in der Komposition wirkt für heutigen vielmehr wie eine Vorwegnahme des genialen „Architekten“ der spätromantischen Symphonik, Anton Bruckner. Wolfgang Endrös, der musikalische Leiter der MGM, verweist auf die groß angelegten, gewaltigen Steigerungen im „Sanctus“. Diese könnten durchaus auch in der f-moll-Messe des Linzer Meisters ihren Platz haben.

Für die Aufführung der Es-Dur-Messe gewann die Musikgemeinschaft ein vielversprechendes Quintett junger Gesangs-Solisten: die Sopranistin Magdalene Harer, die Mezzosopranistin Julia Husmann, die Tenöre Robert Reichinek und Taejun Sun sowie Thomas Demmler als Bass.