Schwerte. Fast eine Stunde lang hat sich ein Häftling der JVA Schwerte im August vergangenen Jahres mit einer Angestellten in deren Büro eingeschlossen. Er würgte, bedrohte und vergewaltigte seine Geisel. Heute begann am Landgericht Hagen der Prozess - mit einem Geständnis.

Der 34-jährige Häftling brachte am 20. August 2012eine Angestellte der Justizvollzugsanstalt (JVA) im Schwerter Stadtteil Ergste in seine Gewalt."Dann habe ich die Dinge gemacht, die vorgelesen wurden", sagte der Angeklagte irgendwann in seinem schier endlosen Redeschwall. Das klang fast ein bisschen lapidar. Doch mit diesem Satz dürfte der 34-jährige Dortmunder eine Eintrittskarte für viele weitere Jahre hinter Gittern gelöst haben. Wenn er überhaupt je wieder freikommt.

Bereits 2010 Frau vergewaltigt

Der große Mann mit dem dunklen Vollbart ist ein Wiederholungstäter. Zuletzt hat er im Januar 2010 in Witten eine Arbeitskollegin vergewaltigt. Er betäubte die wesentlich ältere Frau mit einem Schlafmittel und verging sich an ihr. Seine widerlichen Übergriffe, die er mit einem Handy aufzeichnete, brachten damals sogar Polizeibeamte fast zum Erbrechen.


Acht Jahre Haft verhängte das Landgericht Bochum im Mai 2010 - in der Hoffnung, der Angeklagte würde im Gefängnis ein anderer Mensch werden. Nach dem jetzigen Geständnis kann man feststellen: Die Hoffnung hat sich nicht erfüllt.

Angeklagter war ruhig und abgeklärt

Angeblich beschloss der Mann an jenem 20. August, seinem Leben ein Ende zu setzen. Er wollte sich eine Tüte über den Kopf ziehen und einfach ersticken. Doch er wollte in seinen letzten Minuten nicht alleine sein. Deshalb überwältigte er die Angestellte in deren Büro.

Die sexuellen Übergriffe, die Drohgebärden mit einer Rasierklinge, das Würgen bis zur Bewusstlosigkeit - all das schilderte der Angeklagte erstaunlich ruhig und abgeklärt. "Das war alles gar nicht beabsichtigt", sagte er.

Taten hätten sich "einfach ergeben"

Die Taten hätten sich in der Situation einfach so ergeben, möglicherweise sogar, weil die Frau selbst die Situation falsch eingeschätzt habe. "Ich war doch eigentlich ganz ruhig", sagte er fast entschuldigend. Nach den Übergriffen habe er die Angestellte gefragt: "Und? Sind Ihre Erwartungen jetzt erfüllt?"

Insgesamt soll die Geschädigte circa 50 Minuten in der Gewalt des Angeklagten gewesen sein. Ihrgelang es schließlich, Hilfe zu holen. Sie erlitt bei der Tat Schnittwunden am Hals und verschiedene Prellungen.

Bereits wegen Vergewaltigung verurteilt

Der Angeklagte wurde mit Urteil des Landgerichts Bochum aus dem Jahr 2010 wegen Vergewaltigung in einem besonders schweren Fall und gefährlicher Körperverletzung zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Er befindet sich derzeit in der JVA Werl.Für den erneuten Übergriff könnte mit bis zu 15 Jahre Haft bestraft werden.

Insgesamt sind laut Gerichtssprecher Jan Schulte fünf Verhandlungstage angesetzt. Als weitere Termine sind der 26. Juni, der 27. Juni, der 28. Juni und der 10. Juli geplant. Die Geschädigte selbst wird wohl auch aussagen.